Es blüht und duftet im Stadtpark

Nicht nur Schneeglöckchen und Winterlinge erfreuen uns derzeit im Stadtpark, sondern auch die viel weniger beachteten winterblühenden Sträucher. Sie sind wahre Schönheiten und duften dazu noch betörend.

 

Wer im Winter blühende Sträucher sieht, denkt sich manchmal, dass sie sich wohl in der Jahreszeit geirrt hätten. Doch die Pflanze irrt nicht, es ist der Mensch. Denn es gibt gar nicht so wenige Sträucher, die bereits im Dezember ihre Blüten öffnen. Viele von ihnen verströmen einen Duft, den man schon von Weitem wahrnimmt. Wenn in der Welt derzeit leider die dunkelsten Seiten zum Vorschein kommen, tut der Blick auf die kleinbunten Schönheiten unseren Gedanken und unserer Seele besonders gut. 

 

Im Grazer Stadtpark finden wir einen ganzen Exotenclub voll Winterblüher. Eine Ausnahme ist der Winterschneeball, der aus dem Mittelmeerraum stammt. Während sich seine Knospen noch in kräftigem Rosa zeigen, werden sie beim Aufblühen immer heller und heller. Und die gelb blühende Kornelkirsche ist als Dirndlstrauch überhaupt bei uns zu Hause. Aus Asien kommt hingegen die Hamamelis. Die fransenbüscheligen Blüten sehen genauso zauberhaft aus wie es sich für eine Zaubernuss gehört. Der Strauch ist ein bisschen versteckt hinter der Waldlilien-Statue gleich beim Forum Stadtpark. Ebenfalls aus Asien ist die Wohlriechende Heckenkirsche. Selbst von der anderen Straßenseite der Wilhelm-Fischer-Allee beim Glacis kann man den namensgebenden Geruch der weißen Blüten wahrnehmen. Ein paar Schritte weiter steht eine Chinesische Winterblüte. Mit den hängenden gelben Blütenköpfchen und dem auffällig dunkelrot gefärbten Zentrum lebt sie in ihrer eigenen aufregenden Duftwolke. Wenn es so richtig gelb leuchtet, ist es der Winterjasmin. Zum Beispiel ganz in der Nähe des Operncafés. Er wächst in Ostasien bis auf 4000 Meter Seehöhe.

 

Momentan sind aber nicht nur die winterblühenden Sträucher eine Attraktion im Stadtpark. Auch die Vorboten des Frühlings, die gelben Winterlinge und die  Schneeglöckchen erfreuen die Besucherinnen und Besucher. Es gibt ja neben den vier gängigen Jahreszeiten auch die zehn phänologischen. Der Frühling besteht in dieser Logik aus Vor-, Erst- und Vollfrühling, in unserer Region erkennbar an den Naturereignissen Schneeglöckchen-, Forsythien- und Apfelblüte. Die Schneeglöckchen läuten also tatsächlich den Frühling ein. Oder tun es die Frühlingsknotenblumen? Den Unterschied erkennen wir alle, aber kennen wir ihn? Schneeglöckchen haben drei innere kürzere und drei äußere Blütenblätter und sind ganz weiß. Die fröhlicheren Frühlingsknotenblumen haben sechs gleich lange Blätter und auf jeder Blattspitze findet sich ein gelber oder grüner Punkt.

 

Die Schneeglöckchen bevölkern derzeit mit einigen Krokussen die Fläche unter einem der ältesten Bäume im Park, dem Kaukasischen Flügelnussbaum in der Nähe des Stadtparkbrunnens. Vorige Woche hat sich ein einziges Blausternchen vorwitzig inmitten der weißen Pracht einen Platz gesichert, heute am 5. März sind schon einige mehr zu sehen. Im Vorjahr gab es einen Blog-Spaziergang am 27. März, da leuchtete bereits die ganze Fläche unter dem Baum blau. In Sichtweite ist eine Wiese voll mit kleinen gelben Winterlingen. Blau und Gelb – die Farben der Sehnsucht nach Frieden und Licht.

  

Meine winterblühenden Erkenntnisse verdanke ich einem Angebot der Urania zum Stadtpark im Winter. Geführt hat die kleine Gruppe Michael Flechl, ein Natur-, Garten- und Pflanzenbegeisterter, der vor allem für seine Kräuterwanderungen bekannt ist. Mit seinen Augen und seinem Wissen ist der Stadtpark gleich noch viel schöner. Jemand vom Naturschutzbund hat auch eine nette Geschichte beigesteuert. An manchen Stellen wurden Fichten gesetzt. Wie man weiß, hat die Fichte aber in unseren Breiten wegen der zunehmenden Trockenheit keine große Zukunft. Im Stadtpark hat sie aber eine ganz wichtige Funktion. Die Samen in den Zapfen und auch die Knospen junger Triebe sind die Lieblingsnahrung unserer Eichhörnchen. Wir verwöhnen damit also die putzigen Tierchen, auf dass es ihnen gut geht und sie sich vermehren.

 

Ein Vermehrungsproblem ist bei den Schneeglöckchen und ihren Verwandten, den Frühlingsknotenblumen bis dato nicht bekannt. Sie treten immer in Massen auf. Schon seit meiner Kindheit warte ich jedes Jahr sehnsüchtig auf die ersten Blüten. Das hat sich auch in reiferen Jahren nicht geändert. In Kärnten sind wir dazu ins Rosental gefahren, oft mehrmals, weil es noch nicht so weit war. In der Steiermark habe ich dafür Straden entdeckt. Sobald sich in den Vorgärten in der Eichendorffstraße bei mir ums Eck die ersten weißen Blütenköpfchen zeigen, fahre ich nach Straden, um mich an der üppigen Pracht zu erfreuen. Die Wirkung muss immerhin ein ganzes Jahr anhalten. Dann mache ich auch noch einen Abstecher in den hübschen Wallfahrtsort mit den vier Kirchen und drei Türmen – Maria am Himmelsberg, Sankt Florian und Sankt Sebastian mit der zusätzlichen Tiefkirche. Als Ausflugsziel sehr zu empfehlen. Und vielleicht hilft Beten ja doch …

  



Winterblühende Sträucher googeln und ganz vieles finden * Phänologie Informationen unter www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/phaenospiegel * Newsletter von Michael Flechl bestellen: office@kraeuter-wanderung.at * Mehr über Straden: www.straden.gv.at