Er ist einzigartig, der barocke Altar in der Schlosskirche St. Martin in Graz. Der namensgebende Heilige wird auf einem Pferd dargestellt, flankiert von zwei weiteren Heiligen mit Rössern.
Geschaffen hat den Drei-Pferde-Altar aus Holz der Admonter Stiftsbildhauer Josef Stammel im Jahr 1740. Gebaut wurde die kleine Kirche neben dem Schloss St. Martin schon 100 Jahre vorher. Ältere Vorgängerbauten gab es wahrscheinlich bereits ab dem 10. Jahrhundert. Der Altar zeigt Martin in der wohl berühmtesten Szene: Als berittener römischer Offizier teilt er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Geboren um 316 in Ungarn als Sohn eines Legionärs wurde Martin nach Frankreich versetzt. Dort soll sich die Sache mit dem Mantel zugetragen haben. In der Nacht erschien ihm Christus in Gestalt des Bettlers mit dem legendären Satz: „Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan“. Später empfing er die Taufe und schied aus dem Militärdienst aus. Und die beiden anderen? Eligius, ebenfalls Bischof, tritt rechts als wundertätiger Hufschmied auf und links stürzt Saulus beim Anblick Christi vom Pferd. Der Schock sitzt tief und er wird bekanntlich vom Saulus zum Paulus. Der 11.11. ist der Tag der Grablegung des Heiligen Martin in Tours, wo er Bischof war. Er wollte dieses Amt zunächst nicht annehmen und versteckte sich in einem Gänsestall. Das laute Schnattern verriet ihn.
Pferde spielen auch in meiner Ersatzfamilie eine tragende Rolle. Kind und Kegel wohnen auf einem Bauernhof in Gratkorn mit Reithalle, Einstellmöglichkeiten und Voltigiertrainings. Die Kids sind mit Gymnastik auf Pferden groß geworden, die Mama feierte 2022 ihren größten Erfolg als Longenführerin des Weltmeisters im Voltigieren. Der 11.11. ist auch für mich ein besonderer Tag: eine liebe Freundin aus der Schulzeit hat Geburtstag und ich erlaube mir bis zum Faschingdienstag Krapfen zu essen, ein besonderer Genuss nach monatelangem Verzicht. Beim zweiten Schmaus, dem Martiniganslessen, muss ich nicht unbedingt dabei sein. Ich verstehe auch nicht, warum die armen Gänse so hart bestraft werden. Das Schnattern ermöglichte ja erst die vom Volk sehnlichst erwünschte Wahl zum Bischof. Man müsste die Tiere also feiern. Die Legende wackelt aber ohnehin gehörig. Denn der Gedenktag des Heiligen Martin beendete das bäuerliche Wirtschaftsjahr, Pacht und Löhne wurden bezahlt, auch mit Naturalien wie Gänsen, die um diese Zeit schlachtreif waren. Außerdem begann die 40-tägige strenge Fastenzeit und man aß sich noch einmal so richtig satt. Zu den netteren Bräuchen zählt das erst später entstandene Lichterfest. Ich singe immer ganz berührt mit, wenn die Kleinsten aus den umliegenden Kindergärten mit ihren selbst gebastelten Laternen Richtung Murpromenade stiefeln: Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir, dort oben leuchten die Sterne, und unten leuchten wir. Mein Licht ist aus, ich geh' nach Haus, rabimmel, rabammel, rabum …