Der schönste Innenhof zum Lernen

Es gibt einen echten Geheimtipp unter den vielen historischen Grazer Innenhöfen. Um ihn zu entdecken, kann man einen Kurs bei der Urania besuchen oder dem hier beschriebenen Weg folgen.

 

Obwohl der Innenhof sehr zentral liegt, ist er so gut wie unbekannt. Das hat wohl damit zu tun, dass er sich in einem Hinterhof regelrecht versteckt. Aber vielleicht auch damit, dass erst seit einer Sanierung im Jahr 1994 die Scheinarchitektur-Sgraffitis so gut sichtbar sind. Ist ja erst 30 Jahre her. Dass nach dem gotischen Eingangsportal gleich zwei Bankomaten stehen, ist stimmig, handelt es sich doch um die Adresse mit der Doppelhausnummer Hauptplatz 16/17. Ein paar Meter nach den Bankomaten geht es nach links durch eine der beiden Gitter-Türen. 16 oder 17? Egal, eine Tür ist immer offen. Es gibt zwei Stufen, die manchmal mit einer Metallrampe verbaut sind. Davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen. Dahinter verbirgt sich unser malerischer Innenhof und das gleich auf 3 Stockwerken. Noch einmal zur Sicherheit: Auf Seite der Weikhard-Uhr liegt der Eingang vor dem Cafe Muhr.

 

Die stilvollen Sgraffitis sind nicht aufgemalt, wie die Ähnlichkeit des Wortes mit den Graffitis erahnen ließe. Ein Sgraffito entsteht durch Kratz-Technik, ein Graffiti meist mit der Spraydose. Und Fresken? Sie werden auf feuchtem Putz aufgetragen und verbinden sich mit diesem beim Trocknen.

 

Ich genieße den Blick auf den Innenhof schon länger. Zunächst war dort „mein“ Fitness-Studio, seit vorigem Jahr ist es die Urania. Das Fitness-Studio ist nicht weit weg, aber die Pandemie hat mich aus dem Übungsrhythmus geworfen und der innere Schweinehund hat dafür gesorgt, dass es so geblieben ist. Sau- oder Schweinehunde wurden übrigens bei der mittelalterlichen Jagd auf Wildschweine gehetzt, um diese müde zu machen. Offenbar ist man in diesem Zusammenhang das Schwein, das von den Hunden überlistet wird. Jetzt suche ich dringend nach einer anderen Redewendung. 

 

Die Grazer Urania wurde 1919 gegründet. Die Idee soll von Alexander von Humboldt stammen, der gemeint hat, dass uns naturwissenschaftliches Wissen vernünftiger macht. Ich gebe ungern zu, dass ich in Physik und Chemie in der Schule eine Niete war. Später entstanden von Berlin ausgehend Sternwarten mit Bildungshäusern. Urania ist in der griechischen Mythologie die Muse der Sternkunde, daher der Name. Die Einrichtungen haben sich über die ganze Habsburgermonarchie verbreitet. Wien war uns 20 Jahre voraus und dort gibt es auch heute noch eine aktive Sternwarte. Bei uns ist die Urania auch ohne Sternwarte eine tragende Säule der Erwachsenenbildung. Die Redewendung „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist ohnehin längst relativiert. Außerdem heißt es heute: „Was Hänschen nicht lernt, wird Gretchen ihm schon beibringen“. Die Autorin ist leider unbekannt. Wie den Grazerinnen und Grazern viele der ungefähr 50 Innenhöfe aus der Zeit der Renaissance in unserer Altstadt. Aber es gibt ja noch weitere Blog-Geschichten …

 

 

Die Geschichte und das umfangreiche Programm der Urania unter www.urania.at