Ein Häschen namens Weißohr

Das gibt es wirklich. Im Grazer Kasperltheater. Und das schon seit 40 Jahren. Grund genug, dem entzückenden Häschen gerade jetzt zu Ostern eine Geschichte zu widmen.

 

Die Spielstätte im Orpheum gibt es seit 1989, davor wurde in einem kleinen Kellerlokal und in einer Volksschule gespielt. Die Saison dauert von Oktober bis Anfang Mai und umfasst 10 unterschiedliche Stücke. Obwohl immer nur der Kasperl im Titel vorkommt, ist Häschen Weißohr ein richtiger Star, vor allem "mein" Star. Es hat sich mit seiner einzigartigen Sprechweise direkt in mein Herz gelispelt. Und weil man Lispeln nicht so gut in einem Text wiedergeben kann, hier eine österliche Hörprobe. Christine Trausner leiht Weißohr seit 27 Jahren ihre Stimme. Wahrscheinlich lispelt sie manchmal auch zuhause. Das kleine feine Team schreibt die Stücke und Lieder, gestaltet die Rollen und Bühnenbilder, kümmert sich um Licht und Ton und spielt mit Herz und Seele. Und alle im Publikum leben und reden mit, nur die Hälfte davon sind Kinder. Die andere Hälfte darf begleiten so wie ich. Aber der furchtbare Tag ist nicht mehr fern, an dem die Kinder sich zu alt fürs Kasperltheater fühlen werden. 

 

Viele der Oma- und Opa-Generation und einige der Mamas und Papas haben den Kasperl im Fernsehen erlebt. Ab 1957 bis 2002 war einmal in der Woche Kasperlzeit. Kein lispelndes Häschen begleitete den Kasperl, sondern der kleine Pezibär, der so unnachahmlich Krawuzikapuzi sagen konnte. Als Kasperl seine Karriere startete, gab es das Fernsehen erst seit 2 Jahren.

 

Häschen Weißohr isst gerne Karotten, der Kasperl eher Würstl und beide lieben den Guglhupf und den Kakao von der Omi. Ich habe Karottenmuffins gebacken. Weißohr wäre sicher begeistert, vor allem, weil sie so hübsch ausschauen. Dass der Kasperl Würstl mag, könnte mit seiner Geschichte zu tun haben. Es gab ja ursprünglich den Hanswurst, eine derbe Volkstheaterfigur, die so gar nicht für Kinder gedacht war. Sie wurde später zum Kasperl und wanderte von der Menschen- auf die Puppenbühne. Zum liebenswerten Kerl mit Zipfelmütze wurde Kasperl erst nach dem 2. Weltkrieg. In seiner bunten Welt geht auf beruhigende Weise immer alles gut aus und die Moral ist nie wirklich versteckt.

 

Vor langer langer Zeit hatte ich einen Hasen, exakt ein Kaninchen. Als ich einmal nach Hause kam, wurde ich von meinem damals Liebsten mit der Ankündigung auf Hasenbraten überrascht. Im Kelomat saß tatsächlich Fritzi, aber eh putzmunter. Als wir einmal 4 Wochen mit 2CV und Zelt unterwegs waren, kam Fritzi zu meinen Eltern. Die liebevolle Pflege hat ihm gut getan, er wurde stubenrein. Kaninchen sind überhaupt ziemlich g’scheit, auch wenn sie nicht gerade im Kasperltheater auftreten. 

 

Die Karottenmuffins habe ich zu meinen Wahlenkelkindern gebracht. Vielleicht kann ich ja doch noch den einen oder anderen Besuch im Kasperltheater herausschinden. Und danach? Alleine hingehen und so tun, als ob das zugehörige Kind woanders sitzt. Inhaltlich bin ich ja total flexibel, Hauptsache das Häschen spielt mit …

 

 

Homepage des Kasperltheaters www.kasperl.com * Die bunten Muffinförmchen und die Marzipankarotten gab es bei „Dekor für deine Torte“ in der Färbergasse * Danke an Helmut für Idee und Gestaltung meines Fotos von Häschen Weißohr