Es blüht bio und divers

Seit Kurzem ist die Körösistraße um einen äußerst erfreulichen Anblick reicher. Bunte Wiesenblumen schmücken die Blühstreifen und -inseln entlang der umgebauten Straßenführung. Die ist allerdings gewöhnungsbedürftig.

 

Bei der Ampel stehenbleiben, weil nicht so ganz klar ist, für wen sie gilt, den Randstein touchieren, weil er beim Abbiegen im Weg steht, nach der Fußgängerampel suchen, die die Seite gewechselt hat – es tut sich allerhand an der Kreuzung Körösistraße Langegasse. Aber das wird alles relativiert durch die leuchtenden Wiesenblumen. Jetzt im Juni blühen der Mohn und wenn die Pflanzen-App recht hat die Färberkamille. Die Ampelfarben gibt es also auch neben der Straße.

 

Angesprochen auf den hübschen Blickfang, gibt die Abteilung für Grünraum und Gewässer der Stadt Graz bereitwillig Auskunft: Seit einigen Jahren werden Samenmischungen und Böden getestet und zwar gemeinsam mit dem naturwissenschaftlichen Forschungszentraum Raumberg-Gumpenstein im Ennstal, wo es auch eine höhere Lehranstalt gibt. Jetzt sind in Graz schon einige 1000 Quadratmeter umgesetzt, die Körösistraße ist der letzte Neuzugang. Die Blumenmischungen aus ungefähr 80 unterschiedlichen heimischen Arten brauchen einen nährstoffarmen Boden und Sonne. Das war es dann auch schon. Die Bewässerung übernimmt der Regen, gemäht wird einmal im Jahr. Zum Schutz vor Mensch und Hund ist jeweils ein zierlicher Zaun aus Kastanienholz aufgestellt, der später wieder entfernt werden kann. Die Wiesenblumen wachsen je nach Standort und Jahreszeit überraschend anders. 

 

Ich weiß es ist ungerecht, aber auf meiner persönlichen Lieblingswiese blüht und duftet der Almrausch. Den gibt es natürlich nur höher oben und besonders schön in den Kärntner Nockbergen. Ein bisschen ungerecht ist wohl auch, dass die übrigen Grünflächen, von denen es in der Körösistraße viele gibt, ins visuelle Abseits rücken. Sie sind einfach nur grün, auch weil gerade gemäht wurde. Die dezenten Blüten des Klees und die wenigen kecken Gänseblümchen sind verschwunden. Die höheren Grasbüschel rund um Bäume und Steine lockern das Bild ein bisschen auf. Aber die Dinge entwickeln sich eben weiter. Es geht nun um die Artenvielfalt, die heute Biodiversität heißt und die nicht nur einen schönen Anblick bietet, sondern Bienen, Schmetterlingen und Käfern Nahrung.

 

Eine kleine Ausreißerfläche gibt es vor dem Tennisplatz. Meine Pflanzen-App meint, es wächst dort eine Sommerspiere, wie auch immer sie dorthin gekommen ist. Das mit der Vermehrung und damit dem Geschlecht ist bei Pflanzen ja keine so einfache Sache. Bei den Menschen stoßen wir bei männlich, weiblich und divers schon fast an unsere Grenzen. Pflanzen sind meist zwittrig, die einzelnen Blüten enthalten also sowohl männliche wie weibliche Fortpflanzungsorgane. Es gibt aber auch Pflanzen, die weibliche und männliche Blüten haben und bei einigen wenigen gibt es sogar rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Wir erfreuen uns trotzdem vorbehaltslos an ihnen. Das könnte doch als Vorbild dienen …

 

 

Abteilung für Grünraum und Gewässer, 8020 Graz, Europaplatz 20, gruenraum-gewaesser@stadt.graz.at * Blühwiesen-Spaziergang in Reininghaus, 21.6.2023, 16.00 Uhr, Treffpunkt Kreuzung Domenico dell’Allio Allee und Kratkystraße: www.nachhaltig-in-graz.at/bluehwiesen-spaziergang-in-graz