Die Giraffen sind los

Man trifft sie am Eisernen Tor, im Stadtpark, am Schlossberg oder in der Landhausgasse. Die Giraffen sind das Symbol eines Grazer Gastronomieimperiums. Dass sie auch in der Kommunikation eine Rolle spielen, ist aber wohl nicht der Grund dafür.

 

Giraffen sind beeindruckend. Sie werden bis zu 6 Meter hoch und könnten locker im ersten Stock eines Hauses beim Fenster hineinschauen, wenn sie nicht in den Buschsteppen Afrikas südlich der Sahara lebten. Ihre Zunge ist bis zu einem halben Meter lang, die Giraffen nutzen sie zum Heranziehen von Ästen und Abstreifen der Blätter, am liebsten von Akazien. Die Herdentiere kommen mehrere Wochen ohne Trinken aus und ihr Giraffenherz ist besonders stark. Immerhin muss das Blut sehr weit transportiert werden. Da das Aufstehen mühsam ist, legen sich die Tiere selten hin. So erfolgt auch die Geburt der Jungen im freien Fall. Giraffen werden bis zu 25 Jahre alt. Die Römer beschrieben sie als Kamele mit Leopardenfell. So kam die Giraffe zu ihrem lateinischen Namen Giraffa camelopardalis.

 

Die Giraffen vor den Aiola-Gastronomiebetrieben sind eigentlich ein Design-Produkt von Marcantonio. Es gibt sie mit einem klassischen Kronleuchter in verschiedenen Größen und Farben bei Aiola Living auch zu kaufen. Der italienische Designer spielt bei all seinen Produkten humorvoll mit Mensch und Natur. Die fast 3 Meter hohe Aiola-Giraffe, die vor dem Landhauskeller stand, gilt seit einem Jahr als vermisst. Sie wird wohl irgendwo ein warmes Zuhause gefunden haben. Die übrigen sind ein netter Blickfang in der Stadt. Es gibt auch eine lebensgroße Giraffe ein bisschen außerhalb von Graz - im Kleintierzentrum in Seiersberg-Pirka, gestaltet vom steirischen Künstler Franz Warnung. 

 

Die Giraffe hat als Symbol für gewaltfreie Kommunikation Berühmtheit erlangt. Ihr Gegenspieler ist der Wolf. Das Konzept stammt von Marshall B. Rosenberg, der die beiden Tiere zur Veranschaulichung seiner Idee als Handpuppen verwendet hat. Seine Giraffensprache steht für eine einfühlsame Kommunikation, die klar und aufrichtig ist und anderen keine Vorwürfe macht. Der Wolf steht symbolisch für Dominanz, Urteile, Gewinner und Verlierer. Das Konzept des Amerikaners stammt aus den 1960-er Jahren, er selbst hat von 1934-2015 gelebt.

 

Ein sehr kurzes Beispiel: Ich sage zu jemandem „Du musst dir die Blog-Geschichte vom Kepler unbedingt anschauen!“. Leider spreche ich hier Wolfssprache und wer mir als Wolf antwortet, knurrt dann „Müssen tu ich gar nichts“. Wenn wir in der Wolfswelt bleiben, sage ich „Dann eben nicht“. Und schon haben wir eine veritable Beziehungsstörung. Also versuche ich eine Giraffenantwort: „Ich bin so stolz auf die Kepler-Story und wünsche mir, das mit dir zu teilen“. Jetzt hat auch das Gegenüber eine Chance zur wertschätzenden Giraffensprache zu wechseln. Und ich streiche das „Muss“ wohl besser aus meinem Wortschatz …

 

Danke an alle großen und kleinen Giraffen-Zeichnerinnen * Kurze Info über Giraffen: www.tierchenwelt.de/huftiere/73-giraffe.html * Zu kaufen im Shop von www.aiolalivingstore.com * Marshall B. Rosenberg, Giraffensprache, Junfermann Verlag, 2021