Terrakotta auf gut steirisch

Die Reliefs am ältesten Gebäude in Graz mit drei statt vier Jahreszeiten zeugen von einer engagierten aber am Ende glücklosen Persönlichkeit: Dr. Bonaventura Konstantin Hödl.

 

Sein erster Vorname hätte eigentlich Erfolg versprochen, er bedeutet „Gutes Gelingen“. Bonaventura Hödl arbeitete als Advokat, erzeugte Ziegel und Reliefs und investierte sein Vermögen in den Schloßberg. Drei kunstvolle Terrakotta-Wandbilder aus seiner Fabrik zieren den Reinerhof am Schloßbergplatz, dem ältesten nachweisbaren Gebäude in Graz. Den ersten Hinweis gibt es bereits 1164, die Reliefs stammen aber aus der Zeit der Umgestaltung der Fassade zwischen 1820 und 1825. Terrakotta ist unglasierter gebrannter eisenhältiger Ton und eines der ältesten Materialien der Kulturgeschichte.

 

Hödls Ziegelei stand in der Alten Poststraße. Hier produzierte der innovative Unternehmer nicht nur Reliefs, sondern vor allem hochwertige Ziegel wie die farbigen, glasierten Dachziegel, die heute noch auf dem Landhaus zu sehen sind. Herausragend war sein Engagement für einen begrünten Schlossberg nach der Schleifung 1809. Er kaufte 1820 Grundstücke aus Bauschutt und Felsen unterhalb der Stallbastei. Knapp 20 Jahre später wuchsen dort tausende Weinstöcke, Bäume und Sträucher. Er errichtete ein Winzerhaus, das heutige Starcke-Häuschen, das ägyptische Portal und ließ das Geröll aus dem Türkenbrunnen entfernen. Seine künstlerischen Ambitionen führten bereits 1825 zum Konkurs der Ziegelfabrik, die hohen Ausgaben für die Neugestaltung des Schloßbergs dann 1839 zum Verkauf der Grundstücke. 1848 ist er verarmt gestorben, in Eggenberg erinnert der Hödlweg an ihn.

 

Auch heute noch gibt es in der Steiermark Ziegelfabriken. Der weltweit größte Ziegelhersteller, die österreichische Wienerberger AG mit 200 Werken in 29 Ländern, betreibt in Gleinstätten ihren größten Produktionsstandort.

 

Ich war vor Kurzem auf der Schallaburg in der Nähe von Melk bei der Ausstellung „Sehnsucht Ferne“. Dort gibt es einen Arkadenhof mit einer einzigartigen Terrakotta-Verzierung aus der Zeit der Renaissance. Die Burg selbst stammt aus dem 11. Jahrhundert. In der Ausstellung, die noch bis 7. November zu sehen ist, geht es um Entdeckungen und Forschungsreisende. Auch Franz Ferdinand, der ermordete Thronfolger, findet Erwähnung. Er ist im Dezember 1892 zu einer einjährigen Weltreise aufgebrochen. Geboren wurde er 1863 im Palais Khuenburg, dem Nachbargebäude des Reinerhofs, ca. 20 Jahre nachdem die Terrakotta-Reliefs von Bonaventura Hödl an der Fassade angebracht worden sind. 

 

 

Mehr über den Reinerhof: austria-forum.org/af/AustriaWiki/Reinerhof * Wissenswertes zu Bonaventura Hödl googeln unter austria-forum plus Name * Interessantes zu Terrakotta auf Wikipedia