Motiviert zu den höchsten Gipfeln

Graz feiert das Sportjahr 2021. Mit allen Mitteln versucht die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu motivieren. Unter anderem mit den Seven Summits. Es scheint zu gelingen.

 

Graz liegt bekanntlich in einem Becken. Aber es gibt auch einige Hügel, die man kurzerhand zu Herausforderungen umetikettiert hat. Mit dabei bei den Seven Summits ist sogar der Schloßberg mit seinen 474 Metern Seehöhe, die eigentlich nur 123 Meter über dem Hauptplatz sind. Der höchste Punkt ist der Plabutsch mit 754 Metern. Ausgeliehen hat sich Graz den Schöckl, damit auch ein Tausender dabei ist. Und das alles um heuer zur sportlichsten Stadt Österreichs zu werden.

 

Für mich hat es dabei gleich zwei neue Erkenntnisse gegeben. Die Seven Summits, die ich für einen genialen Wurf der Grazer Marketingstrategen gehalten habe, sind jeder Bergsteigerin und jedem Bergsteiger ein Begriff. Die Zahl kommt aus einer möglichen Definition der Kontinente: Europa, Asien, Afrika, Australien, Nordamerika, Südamerika und Antarktis. Unbestritten der höchste Berg ist der Mount Everest mit seinen 8848 Metern. Andere Gipfel hängen von der jeweils nicht eindeutigen Grenzziehung ab. Jedenfalls sind die Seven Summits der Welt die große Herausforderung des Bergsteigens. Eine Extremvariante gibt es auch in Graz: alle sieben an einem Tag, das sind ca. 70 km und 2.500 Höhenmeter. 

 

Die zweite Erkenntnis ist tiefgehender. Noch vor einem Jahr hätte ich einen Gipfelstempel keines Blickes gewürdigt. Ich bin allerdings auch gar nie in die Nähe eines solchen gekommen. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich die anderen Gipfelstürmenden ob ihres mir völlig unverständlichen Ehrgeizes nur bemitleidet. In der Zwischenzeit ist aber Corona ins Land gezogen und hat auch mich verändert. Seit dem ersten Lockdown habe ich einen Schrittzähler, weil ich sonst das Homeoffice nur für den kulinarischen Nachschub verlassen hätte. Und seit den Seven Grazer Summits habe ich bereits sechs davon erklommen. Mit Stempel. Die Bergschuhe sind übrigens fast neu. Die letzten haben ihren Geist auf dem Zirbitzkogel aufgegeben. Ich stand plötzlich ohne Sohle da, im oberen Drittel der Wanderung. Eine Hüttenwirtin hat mich gerettet und mir ihre Schuhe zum Runtergehen geborgt. Ihre fachkundige Diagnose: die Sohlen sind über die Jahre mangels Nutzung spröde geworden. Das soll nicht wieder passieren. Obwohl – den Schöckl werde ich vielleicht doch auslassen, er gehört ja nicht zu Graz …

 

Die Seven Summits: Schloßberg (Hackher-Löwe), Lustbühel (Satellitenstation), Plabutsch (Fürstenstand), Buchkogel (St. Johann und Paul, Kronprinz-Rudolfwarte), Platte (Stephanienwarte) und Schöckl * Der Pass ist u.a. im Rathaus erhältlich, einzuschicken bis 30. November * Die wirklichen Seven Summits findet man auf Wikipedia