Von der Lehmgrube zum Publikumsmagneten

Obwohl es weder Autos noch Fahrräder noch eine Straßenbahn gab, zählte der Hilmteich schon Mitte des 19. Jahrhunderts zu den beliebtesten Plätzen in Graz. Dabei war der Teich eine winterliche Notlösung.

 

Das Eislaufen am Breunerteich östlich des noch nicht vorhandenen Stadtparks – nur die Kastanienallee gab es schon – fand um 1840 durch den Bau der Elisabethstraße ein jähes Ende. Es war eines der wenigen Vergnügen der einfachen Bevölkerung an Sonn- und Feiertagen in einem ansonsten arbeits- und entbehrungsreichen Leben. Der Hilmerteich, wie man ihn damals noch nannte, war bald als Ersatz gefunden. Wann genau dort Lehm abgebaut wurde, ist nicht überliefert, der Ziegelteich ist jedenfalls geblieben. Das Areal und die kleine Gastwirtschaft erlebten einen enormen Aufschwung, auch im Sommer. Der Besitzer verkaufte schließlich an eine Aktiengesellschaft aus renommierten Bürgern. Der Teich wurde um ein Drittel vergrößert, neue Wege wurden angelegt, Bäume gepflanzt, Boote gekauft. Und schließlich entstand 1859 ein elegantes Restaurant, das Hilmteichschlössl.

 

10 Jahre später hat die Stadt Graz das Gelände gekauft, das mehr und mehr die gehobene Grazer Gesellschaft anzog. Heute bieten sich Spazierengehen, Bankerlsitzen oder in der Wiese liegen wieder für alle an. Oder Bootfahren und Teichkugeln, was allerdings jetzt, Ende Juni 2024, interessanterweise noch nicht möglich ist. Die angrenzenden Wanderwege durch den Leechwald nach Maria Trost lassen sich auch ohne sportliche Ambitionen gut bewältigen, im Gegensatz zum Klettergarten. Das Hilmteichschlössl, das aussieht wie damals, teilen sich das Café & Restaurant Purberg und die Gärtnerei Lederleitner für doch wieder etwas gehobenere Ansprüche. 

 

Ich mag den Hilmteich, den idyllischen Anblick, die Bim direkt vor der „Tür“, den botanischen Garten ganz in der Nähe und die Pflanzen- und Dekofülle von Lederleitner. Letztere hat es mir besonders angetan. Ich gehe manchmal „schöne Dinge schauen“. Nicht kaufen, oder zumindest ganz selten, einfach schauen und staunen, womit man gerade Wohnungen wohnlicher macht. Andere Dinge bleiben dagegen ein Geheimnis. So der Duft der Rhododendren auf dem straßenseitigen Weg zur Wiese. Sie sollen ihren Wohlgeruch nur verströmen, wenn die Blüten gerade aufgehen. Leider habe ich diesen Zeitpunkt noch nie erwischt. Möglicherweise sind es Sorten, die duftlos ihre Pracht entfalten und das Ganze ist ein großer Irrtum wie meine Schulzeiterinnerung. Seit damals, also schon viele Jahrzehnte lang, denke ich, Kärnten liegt mit seinen 1.270 stehenden Gewässern an der Spitze. Aber nein, in der Steiermark sind es 9.842! Ein schwacher Trost: Die 4 größten Kärntner Seen haben mehr Fläche als alle fast 10.000 in der Steiermark. Wer sich bei der Reihung gleich nach dem Wörthersee nicht ganz sicher ist, findet die Auflösung in der Fußnote. Und in der Steiermark? Da ist der Grundlsee der größte und vielleicht auch der schönste. Aber halt ein bisserl weit weg von Graz.

 

 

Vielleicht funktioniert der Bootsverleih ja bald wieder * Die 4 größten Kärntner Seen: Wörthersee, Millstätter See, Ossiacher See, Weißensee * Purberg und Lederleitner im Hilmteichschlössl: www.purberg.at und www.lederleitner.at