Weil das „c“ wie ein „k“ ausgesprochen wird, trennt diese beiden Begriffe nur ein „p“. Und trotzdem liegen Welten dazwischen. Die Maskarone starren von den Fassaden, der Mascarpone versteckt sich im Tiramisu.
Den Blick leicht nach unten, verzerrtes Gesicht, herausgestreckte Zunge. Maskarone wie auf dem Foto findet man in Graz vielerorts an Erkern, auf Tor- und Fensterbögen oder unter Balkonen. Wer das ausgewählte Exemplar genauer betrachten will, es ist in der Sackstraße stadtauswärts an der Ecke des Kastner-Gebäudes. Es ist nicht so ganz geklärt, ob uns die bizarren Fratzengesichter das Gruseln lehren oder uns einfach nur verspotten wollen. Sie waren jedenfalls in der Zeit des Historismus so in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert total im Trend. Zweck hatten sie keinen. Sie waren einfach angesagte Deko-Objekte, auch im Inneren der Häuser auf Möbeln, Gefäßen, Waffen und Bildern.
Viele Jahrhunderte zurück war das noch anders. Die Fratzen hielten das Böse ab oder dem neidigen Nachbarn einen Spiegel vor. Sie hießen auch Neid- oder Gaffköpfe. Der Maskaron als Brunnenfigur soll etwas Besonderes sein. Aber es wäre nicht Graz, wenn wir nicht auch das zu bieten hätten – im Hof der Wiener Werkstätte in der Herrengasse 13, dort wo s’Fachl regionale Spezialitäten verkauft. Interessierte schauen einfach beim nächsten Stadtspaziergang an den Hausfassaden hoch und staunen, wie viele Maskarone es gibt. Am besten bei Tag, denn in der Nacht sind sie doch irgendwie unheimlich.
Manchmal besteht in unseren Gehirnwindungen Verwechslungsgefahr. Meine sind fixiert auf Mascarpone. Genuss-Insider wissen, das ist ein cremiger Frischkäse als Zutat für Süßspeisen, unverzichtbar für ein gelungenes Tiramisu. Ich habe mich nicht an das Original herangewagt, sondern die steirische Variante gewählt: ein Apfel-Tiramisu. Das heimische Erzeugnis heißt Mascarino. Wohl in vorauseilendem Gehorsam, denn geschützt ist die Bezeichnung Mascarpone nicht. Mein Trick zum Auseinanderhalten der Begriffe? Bei den schaurigen Gesichtern und den meist herausgestreckten Zungen vergeht einem der Appetit. Daher haben sie kein „p“. Eine etwas skurille Eselsbrücke, deren Erfolg möglicherweise auf mich beschränkt bleibt. Eselsbrücken gab es übrigens früher wirklich. Die Tiere verweigern jede Überquerung eines noch so schmalen Baches. Daher baute man für sie kleine Brücken, einfach um beim Transport von Lasten Zeit zu sparen.
Wer mag kann die Gehirnzellen noch weiter trainieren. Es gibt nämlich auch Macarons, das sind die kleinen bunten Doppeldecker aus Mandelmehl. Wer die Maskarone in der Herrengasse 22/Ecke Jungferngasse gefunden hat, macht einen Abstecher ins Mészáros, die Macaron & Dessert Boutique. Das Café hat zudem den Vorteil, dass es am Sonntag geöffnet ist. Außer den französischen Macarons gibt es im deutschsprachigen Raum auch Makronen. Die müssen wir uns aber nicht merken, denn in Österreich heißen sie liebenswürdigerweise Busserln – Mandelbusserln, Kokosbusserln, Schoko-Nuss-Busserln. Wem jetzt das Wasser im Munde zusammenläuft, bitte keinesfalls die Zunge herausstrecken …
Hier das steirische Apfel-Tiramisu * In Frankreich gibt es seit 2005 am 20. März einen Jour du Macaron