Der Grazer Krauthäuptel hält gerade Einzug auf den Bauermärkten. Als seltene landwirtschaftliche Kulturpflanze wurde er ins Register der Traditionellen Lebensmittel aufgenommen. Und er prägt die Genussregion Graz.
Man braucht gar nicht nachzudenken, auch den Gartensalat gab es schon in der Antike. In Mitteleuropa wird er dann ab dem 8. Jahrhundert angebaut. Einen Hype des Kopfsalates soll Ludwig der XIV. um 1700 ausgelöst haben. Der Grazer Krauthäuptel ist eine Züchtung des 20. Jahrhunderts, die auf den Laibacher Eissalat zurückgeht. Die Mischung aus Eis- und Kopfsalat mit den leicht krausen knackigen Blättern gedeiht nur im milden Klima des Grazer Beckens. In Sachen Dünger und Pflanzenschutz unterliegt der Salat dem strengen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft. 10 Millionen Salatköpfe kommen jährlich auf den Markt, sicher 25 davon landen bei mir in der Salatschüssel. Auf sehr kurzem Weg, denn ich kaufe auf dem Bauernmarkt am Hasnerplatz ein, sozusagen ums Eck.
Ich dachte bis jetzt, die Bezeichnung wäre Krauthäupl. Am vorigen Wiener Bürgermeister kann das nicht liegen, denn seine politische und feuchtfröhliche Einstellung ist mir mehr als fremd. Ich bin auch nicht ganz allein, im Internet finden sich neben den Krauthäupteln auch einige -häupl. Die angezeigten Ergebnisse sprechen aber eindeutig gegen mich – 18200 zu 1760.
Im Grazer Stadtgebiet gibt es 350 landwirtschaftliche Betriebe. Die 13 Bauernmärkte werden aber hauptsächlich vom Umland beschickt. Alle Produkte sind garantiert aus regionalem Eigenanbau. So ein Markt ist für einen Stadtmenschen ein wahres Naturwunder. So merke ich was gerade wächst und auf den Speiseplan möchte. Die Kohlsprossen sind aus, Bärlauch gibt es noch. Am Kaiser-Josef-Markt taucht der erste Spargel auf. Und der Krauthäuptel aus Freilandanbau ist wieder zu haben. Meine grünen Kompositionen ernten durchwegs Anerkennung, selbst bei mir. Das liegt zwar vor allem am schmackhaften Salat, aber auch an der geglückten Verbindung von Kürbiskernöl, Balsamico-Essig und einem Hauch einer Kräuter-Knoblauch-Mischung.
Auf dem Bauernmarkt gibt es neben dem erbaulichen Anblick auch gute Ratschläge und Einblicke ins bäuerliche Leben. Die ersten Fliederstämmchen sollte ich mit dem Fleischhammer breit klopfen. Das habe ich aber nicht übers Herz gebracht. Der Flieder hält nun trotzdem schon 4 Tage. Und der Bärlauch wird bei einem „meiner“ Bauern schon seit 20 Jahren auf dem Acker angebaut. Eine beste Freundin isst selbigen nur, wenn er selbst gepflückt ist. Das hat heuer wegen dessen fehlender Wachstumsfreude zu mehreren erfolglosen Anreisen in die Murauen geführt. Als es dann so weit war, habe ich tagelang Bärlauch gegessen – zum Spinat, als Aufstrich, mit Nudeln, im Curry und als Suppe. Beim Krauthäup(te)l ist die Saison aber eh ein bisschen länger …
Wissenswertes über den Grazer Krauthäuptel: www.steirische-spezialitaeten.at/kulinarik/grazer-krauthaeuptel.html * Und über die Bauernmärkte: www.steirische-spezialitaeten.at/einkaufen/grazer-bauernmaerkte.html * Das neben dem Salat sind Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce, der Pfeffer fehlt noch