Glücksbringer gesucht

Was wie ein Wunsch an das Universum oder das nächste Glückssymbol-Standl klingt, ist die erste Zeile eines Online-Inserates. Darin heißt es weiter: Komm ins Team der steirischen Rauchfangkehrer!

Derer gibt es 109 in der Steiermark, 13 davon in Graz. Wobei es sich um Rauchfangkehrer-Betriebe handelt. Diejenigen, die den Beruf ausüben sind viel mehr. Wie viele genau lässt sich allerdings nicht so einfach feststellen, den kurioserweise sind die Rauchfangkehrer mit den Bestattern in einer Innung der Wirtschaftskammer zusammengefasst. Weibliche Vertreter sind in der Gewerbeordnung zumindest im Text (noch) nicht vorgesehen. Es gibt sie aber. Der sympathische Hinweis auf die glücksbringenden Kräfte, die diesem Beruf zu eigen sein sollen, wird hoffentlich auch den Arbeitskräfte suchenden Betrieben Glück bringen.

 

In alten Zeiten haben Hauseigentümer selbst für ihre Kamine sorgen müssen, bevor das Rauchfangkehren als Wandergewerbe ausgeübt wurde und es dann ab dem 17. Jahrhundert eine örtliche Zuständigkeit gab. Damit verbunden waren amtlich festgesetzte Gebühren mit Protokoll- und Meldepflichten und Aufgaben der Brandbekämpfung. Es war also ein Glück, wenn der Rauchfangkehrer kam und es eine funktionierende Feuerstelle gab – zum Heizen und zum Kochen. 

 

Der Rauchfangkehrer ist immer noch ein Glückssymbol, an das Schwein kommt er jedoch nicht heran. Es ist eindeutig am beliebtesten. In der nordischen Mythologie hat es goldene Borsten, aber auch sonst steht es für Wohlstand und Reichtum. Das vierblättrige Kleeblatt soll gar Eva aus dem Paradies mitgenommen haben. Ein Marienkäfer bringt das Gute vom Himmel auf die Erde und der Fliegenpilz wurde für heilige Rituale verwendet. Wer ein Pferd hatte, war erfolgreich und wer etwas davon abbekommen wollte, hängte ein Hufeisen auf. 

 

Die silvesterliche Glücksbringer-Euphorie trifft auch die härtesten Realisten. Und wer trennt sich danach einfach so von Dingen, die einem Glück bringen? Manch ein Symbol wandert in die Brieftasche und überlebt dort Jahre. Manch eines kommt in den Geschenkekreislauf und kehrt bestenfalls nie wieder zurück, die meisten landen in Schubladen. Auch ich habe eine Sammelstelle – ein goldenes Schüsselchen, das um Silvester an prominenter Stelle stehen darf, bevor es wieder für ein Jahr in den Tiefen einer solchen Schublade verschwindet. Der glückbringende Inhalt entfaltet hoffentlich auch dort seine Wirkung. Was ich mir bei den neuesten Glückssymbolen an den Grazer Standln nicht vorstellen kann. Oder lösen Yoga-Mäuse und Leucht-Monster die althergebrachten Symbole bald ab? In meinem Freundeskreis hat sich diesmal das Rubbellos breit gemacht. Seit 1995 gehört es zur Glücksstory der Österreichischen Lotterien. Vor sehr langer Zeit kam ich gemeinsam mit einer Freundin auf die Idee ein echtes Schweinchen zu verschenken. Es war süß, es gab einen aufgelassenen Stall, aber wir wussten nicht, dass Schweinchen alleine nicht glücklich sind. Und daher war es auch das Kind nicht, für das das Schweinchen gedacht war. Zu Neujahr haben wir es dem Bauern zurückgebracht. Es wurde trotzdem ein glückliches Jahr, wahrscheinlich wegen der Rauchfangkehrer und -innen …

 

Die Homepage mit dem Job-Inserat:  www.rauchfangkehrer-stmk.at