Ein Blick auf das Franziskanerkloster erstaunt – eine Solaranlage an der Südseite liefert Wärme in die altehrwürdigen Mauern. Es gibt aber noch mehr Innovatives zum Thema Energie. Auch in der übrigen Stadt.
Die Solaranlage ist von der Albrechtgasse aus gut zu sehen. Kirche und Kloster wurden erstmals 1265 erwähnt. Das ist immerhin schon mehr als 750 Jahre her. Gegründet wurde der Orden mit dem besonderen Armutsanspruch 1209 von Franz von Assisi. Doch ausgerechnet beim Thema Schenkungen kam es zur Ordensspaltung in Minoriten und Franziskaner. 1515 vor die Wahl gestellt, sich entweder den Franziskanern anzuschließen oder das Kloster zu verlassen, entschieden sich die Minoriten für letzteres. Die Franziskaner zogen ein und blieben bis heute. Diesem Streit verdanken wir aber immerhin das Minoritenkloster und die Mariahilferkirche, deren Errichtung die Eggenberger 100 Jahre später ermöglichten. Es waren übrigens die Minoriten, die die Frage des Besitzes großzügiger auslegten.
Als vor ein paar Jahren die Sanierung der Klosteranlage anstand, entschied man sich auch für eine nachhaltige thermische Neuausrichtung. Für die Dämmung von Decken und Böden wurde Glasschaum aus Altglas verwendet, die Fenster wurden isoliert, an der Südfassade eine 390 m² große Solaranlage installiert. Im Sommer wird damit das Wasser aufgeheizt und über die Niedrigtemperaturheizung das Fundament trockengelegt. Im Winter geht die Solarenergie ins Heizungssystem. Der darüber hinaus benötigte Energiebedarf wird mit einer Wasser-Wärmepumpe abgedeckt. Ein faszinierendes Vorzeigeprojekt für denkmalgeschützte Gebäude.
Meine Wohnung wird mit Fernwärme versorgt so wie 70.000 andere Haushalte, Spitäler und öffentliche Gebäude in Graz. Wasser dient dabei als Wärmeträger und gelangt über das 400 Kilometer lange Rohrnetz der Energie Graz zu den Hausstationen und mit reduzierter Temperatur wieder zurück. Seit dem Krieg in der Ukraine ist uns bewusster geworden, dass wir zu 75 Prozent vom fossilen Erdgas abhängig sind. 15 Prozent kommen seit 2017 aus der industriellen Abwärme des Papierkonzerns Sappi. Aber auch das Stahlwerk Marienhütte liefert schon seit 20 Jahren Abwärme ins Netz. In Reininghaus und der Smart City kommen überhaupt neue Energiekonzepte zum Einsatz. Und auch von den Dächern fließt Strom. Ich schaue da ein bisschen neidisch auf die gegenüberliegenden Häuser. Das sogenannte Geidorf-Center ist eine erfolgreiche Pilotanlage. In der Zwischenzeit betreibt die Energie Graz schon viele solcher Eigenstrom-Anlagen für die jeweiligen Bewohnerinnen und Bewohner. Es sind Photovoltaikanlagen, die die Sonnenenergie direkt in Strom umwandeln. Bei den thermischen Solaranlagen des Franziskanerklosters wird aus der Sonnenstrahlung Wärme erzeugt.
Bei mir ist nur die Lampionkette auf dem Balkon solarbetrieben. Und die hat wegen zweier bewölkter Tage das Fotoshooting verweigert. Aber ich werde ohnehin die Hausverwaltung bitten, sich über die Möglichkeiten einer Eigenstrom-Anlage schlau zu machen …
Ausführliche Informationen über das Kloster und die thermische Sanierung unter www.franziskaner-graz.at * Alles über die Eigenstrom-Anlagen: www.energie-graz.at/egg/strom/eigenstrom