Alle Jahre wieder

… sind die Straßen beleuchtet, auf dem Hauptplatz steht ein großer Baum, die Weihnachtsbim fährt, die Adventmärkte vermehren sich, die Eiskrippe glänzt, das Rathaus malt Lichtbilder und das Büro für Weihnachtslieder ist geöffnet.

Einfach schön und heimelig. Auch wenn sich heuer Busgruppen aus den Nachbarregionen in ungeahnter Menge ihren Weg durch die adventliche Stadt gebahnt haben. Irgendwie hat es sich herumgesprochen, dass Graz in der Adventzeit besonders einladend ist. Die Warteschlange vor der Schloßbergbahn reichte meist bis zum gleichnamigen Platz mit seinem stimmungsvollen Weihnachtswald, jene vor dem Waffelstand am Hauptplatz war fast genauso lang. Aber wie heißt es so schön: Advent ist die Zeit des Wartens. Zum Warten gehören Geduld und Hoffnung. Am Ende werden wir belohnt mit einem Blick auf Graz, mit dem Adventmarkt in den Kasematten oder mit einer frischen Waffel mit Apfelmus und Zimt. 

 

Also wann, wenn nicht in der Adventzeit können wir so gut Geduld üben? Ein Adventkalendertürchen nach dem anderen aufmachen, die Kerzen auf dem Adventkranz nicht alle auf einmal anzünden, im Stau stecken oder eben in einer der vielen Warteschlangen. Geduld haben heißt aushalten, dass manches seine Zeit dauert.

 

Apropos Zeit: Viele Dinge gibt es zu Weihnachten schon ziemlich lange, abgesehen von dem mehr als 2000 Jahre alten Ursprung. Den Christbaum bewundern wir schon seit 600 Jahren, den auf unserem Hauptplatz auch schon seit 1945, also mehr als 75 Jahre. Die besonders hohe Fichte von heuer stand mit ihren 150 Jahren doppelt so lange im Wald. Das weltberühmte Stille Nacht wurde vor über 200 Jahren das erste Mal aufgeführt. Immerhin 30 Jahre gibt es auch das Büro für Weihnachtslieder, die weltweit einzige Adresse für Fragen zu weihnachtlichen Liedern, Geschichten und Bräuchen. Seit 1956 sind Straßen weihnachtlich beleuchtet, auch wenn es damals in Graz erst eine Straße war. Heute sind es 61. Selbst unsere Eiskrippe im Landhaushof gibt es schon mehr als 25 Jahre, genauso wie die Waffelhütte am Hauptplatz.

 

Und dann sind da noch die Adventkonzerte. In Graz findet jenes in der Antoniuskirche auch schon seit mehr als 100 Jahren statt. Zur Einstimmung auf die weihnachtliche Zeit bin ich früher nach Kärnten zu einem der Konzerte gefahren. Die haben aber in den letzten beiden Jahren nicht stattgefunden. Und diesmal bin ich in Graz geblieben. Nicht, dass ich zu den steirischen Hirten- und Krippenliedern konvertiert wäre, nein, der Chor der Kärntner in Graz hat in der Franziskanerkirche das Adventkonzert „Die Hoffnung håt gwunnan“ gesungen.

 

Übrigens: den Adventmarkt auf den Schloßbergkasematten habe ich nicht besucht und das Anstellen für die Waffeln beim Familienausflug nach 15 Minuten abgebrochen. Aber ich freue mich schon auf den nächsten Advent. Da habe ich dann wieder ein großartiges Übungsfeld für eine der wesentlichen Tugenden – die Geduld. Denn sie ist die Basis für den gelassenen Umgang mit allen Situationen des Lebens und für die Nachsicht gegenüber sich selbst und den Mitmenschen. In diesem Sinne wünsche ich schöne Festtage und viel Geduld.