Trinkwasser zur freien Entnahme

Die Versorgung mit Trinkwasser ist Teil unserer Lebensqualität. Aber woher kommt das Grazer Wasser? Seit wann gibt es eine öffentliche Versorgung? Und wo stehen eigentlich die weit über hundert städtischen Trinkbrunnen?

 

Wer wissen will, wo der nächste Trinkbrunnen steht, installiert sich die Wasser-App der Holding Graz oder sieht sich einfach aufmerksam um. In der Innenstadt ist fast immer ein Durstlöscher für heiße Zeiten in Sichtweite – wie zum Beispiel am Schloßbergplatz, beim Rathaus, am Karmeliterplatz, in der Herrengasse, am Eisernen Tor, hinter dem Mausoleum oder im Stadtpark. Außerhalb des Zentrums findet man sie an stark frequentierten Rad- und Laufwegen, aber auch bei Pflichtschulen. Der erste Trinkbrunnen in Graz wurde vor 20 Jahren beim Murradweg am Schwimmschulkai installiert. Dort gab es 1872 auch das erste Wasserwerk.

 

Die stylische und nahezu wartungsfreie Trinksäule ist eine Eigenentwicklung der Holding Graz, die auch verkauft wird. So begegnet man dem Trinkbrunnen auch in anderen österreichischen Städten und sogar in Deutschland und der Schweiz. Beobachtet man die Durstlöschenden, könnte man eine interessante Trinkcharakterstudie erstellen. Die Mutigen bedienen sich direkt am Wasserstrahl, andere verwenden die Hände. Dabei gibt es beidhändige und einhändige Varianten und viele Möglichkeiten wie daraus das Wasser geschlürft wird. Auch das Befüllen von Trinkflaschen lässt sich offenbar auf unterschiedlichste Weise bewerkstelligen. 

 

Die Trinkbrunnen sind der aktuelle Höhepunkt einer perfekten Versorgung, die vor 150 Jahren begonnen hat. Die kaiserliche Burg wurde allerdings schon im 15. Jahrhundert von Kaiser Maximilian durch eine Wasserleitung vom heutigen Rosenhain versorgt. Für alle anderen gab es Wasser aus den Hausbrunnen. Im Mai 1872 ging das erste Grundwasserwerk in Graz in Betrieb – in der Körösistraße, ganz nahe an meinem jetzigen Wohnort. Damals waren es private Unternehmer, die nach einer öffentlichen Ausschreibung durch Bürgermeister Moritz Ritter von Franck, die Wasserversorgung übernahmen und zwar ganz ohne Kostenbeitrag der Stadt. Der Untersteirer Oscar Pongratz war der Erbauer, der Engländer John Moore der Wasserbauingenieur. Nach ihnen ist ein Mursteg in der Nähe des Kalvarienbergs benannt. 1911 hat dann nach einigen rechtlichen Auseinandersetzungen die Stadt Graz die Wasserwerke Körösistraße und Andritz, den Hochbehälter am Rosenhain und 108 km Rohrleitungen übernommen. 

 

Heute kommt unser Grundwasser zu 40 Prozent aus dem Wasserwerk Friesach und zu je 30 Prozent aus dem Wasserwerk Andritz und der Wasserversorgung Hochschwab-Süd. Es fließt durch 1.376 km Rohrleitungen mit 5.607 Hydranten. Es sind knapp 33.000 Liegenschaften angeschlossen, 23 Hochbehälter sichern die Versorgung vor Störungen ab. Die Qualität ist perfekt. Die wichtigsten Werte können im Stadtpark für jedes Jahr seit 2000 abgelesen werden, eingeprägt in Stahlplatten, die am Boden verlegt sind und offenbar jedes Jahr ergänzt werden. Das nicht unumstrittene Denkmal Goldwasser ist im Bereich Jahngasse Maria-Theresia-Allee versteckt und besteht aus den Bodenplatten und einem Betonquader, auf dem es eine Öffnung in einer kleinen Goldscheibe gibt, aus der ein wenig Wasser blubbert. Die Scheibe sieht man nicht, da der wasserumspülte Bereich unansehnlich vermoost ist. Gemessen wird die Trinkwasserqualität am PH-Wert und an verschiedenen Mineralstoffen. Das Wasser ist naturbelassen und kommt ohne jegliche Behandlung ins Leitungsnetz. Es ist in deutschen Härtegraden gemessen mit 15 bis 17 ziemlich hart, was sich positiv auf den Geschmack und die Gesundheit auswirkt, aber zu höherem Seifenverbrauch und stärkeren Kalkablagerungen in den Geräten führt. 

 

Der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch beträgt 130 Liter. Selbst wenn wir Leitungswasser trinken – bei mir behübscht mit Zitrone, Minze und allerlei Obst – sind das nur ca. 1 Prozent der verbrauchten täglichen Menge. Sie gehören zu jenen 35 Litern, die in Küche, Bad und WC aus den Wasserhähnen rinnen. 32 Liter verschwinden im WC, 2 Liter im Geschirrspüler, 4 Liter werden für’s Baden genutzt, 7 Liter für den Außenbereich wie zum Beispiel einen Pool, 12 Liter ebendort für Pflanzen. 13 Liter pro Tag benötigt die Waschmaschine, die pro Waschgang immerhin ca. 50 Liter verschlucken kann. Ich wasche meine Wäsche neuerdings mit Magnesium-Kügelchen, die bis zu 300 Waschvorgänge aushalten sollen. Sie reinigen, in dem sie den PH-Wert erhöhen. Das braucht zwar gleich viel Wasser, ist aber sonst super umweltfreundlich. Was die Waschmaschine dazu sagt, weiß ich allerdings noch nicht. Übrigens kosten 1000 Liter Wasser in Graz 2,28 Euro.

 

Obwohl ich Leitungswasser anderen Getränken vorziehe, nutze ich die vielen Grazer Trinksäulen eher als Suchspiel und freue mich, wenn ich wieder eine entdecke, die mir bisher nicht aufgefallen ist. Umso mehr, wenn es ein alter noch aktiver Trinkbrunnen ist ...

 



Interessantes zum Thema Wasser auf www.holding-graz.at/de/wasser * Wer Lust hat zu sehen wie ein Grazer Trinkbrunnen entsteht, schaut sich dieses Video an