Der berühmte Vizeadmiral

Als Österreich noch einen Zugang zum Meer hatte, war Wilhelm von Tegetthoff ein großer Held. In Graz ist er auf dem Leonhardfriedhof begraben und steht in Bronze auf dem nach ihm benannten Platz.

 

Das Denkmal auf dem Tegetthoffplatz hat eine ebenso bewegte Geschichte wie der Vizeadmiral selbst. Ursprünglich stand es in Pula in Istrien, dem Hauptkriegshafen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Kaiser Franz Joseph hatte die Errichtung gleich nach Tegetthoffs Tod geplant. Nach dem ersten Weltkrieg fiel Pula an Italien. Das Denkmal wurde abgebaut und in Venedig eingelagert. Herausrücken wollte man Tegetthoff nicht, bis man sich 1935 in faschistischen Zeiten annäherte. Der damalige Grazer Bürgermeister Hans Schmid ist selbst nach Venedig gefahren, um alles zu organisieren. Und das war gar nicht so einfach.

 

Schmid erreichte bei der italienischen und österreichischen Eisenbahn eine 78-prozentige Reduktion der Transportkosten. Das Bundesministerium für Finanzen bewilligte die zollfreie Einfuhr von 9000 kg Bronzeteilen und 40000 kg Steinmaterial. Bis Tegetthoff – wenn auch 400 km entfernt – wieder Richtung Meer blicken konnte, kostete es 30.000 Schilling. Eine Semmel bekam man damals für 5 Groschen. Umgerechnet haben damit Transport und Aufstellung gleich viel gekostet wie die Sanierung zwischen 2013 und 2016 – ca. 250.000 Euro. Das Dokument darüber liegt im Archiv des GrazMuseums. Auch der Ablauf der Festlichkeiten am 1. Dezember 1935 ist mit allen Gästen, den Programmpunkten und Redeinhalten genau dokumentiert. Davor wurde noch schnell der Elisabethplatz in Tegetthoffplatz umbenannt. Pula, heute in Kroatien, ist seit 1972 Partnerstadt von Graz.

 

Nicht nur das Denkmal des Vizeadmirals, auch sein Leichnam ging auf Reisen. Tegetthoff ist als oberster Chef der österreichische-ungarischen Kriegsmarine 1871 in Wien mit nur 44 Jahren gestorben. Beigesetzt auf einem Wiener Friedhof, ist er ein Jahr später in die Familiengruft am Friedhof Graz-St. Leonhard überführt worden. Die steile Karriere des 1827 in Marburg geborenen Tegetthoff begann bald nach der Marineschule in Venedig. Er galt als großes militärisches, organisatorisches und diplomatisches Talent. Von all den Seereisen und Schlachten haben sich drei ins historische Gedächtnis eingeschrieben: Die Seeschlacht bei Lissa, bei der er 1866 als Kommandant die überlegenen Italiener haus- oder besser schiffshoch besiegte. Davor schon das Gefecht um Helgoland 1864 gegen die Dänen. Und eine traurige Mission – die Heimholung des in Mexiko hingerichteten Kaisers Maximilian 1867 mit dem Schiff Novara. Die Insel Lissa heißt heute übrigens Vis und gehört zu Kroatien.

 

Tegetthoff war ab 1868 nicht nur oberster Marinekommandant sondern auch Chef der Marinesektion und reformierte die Schifffahrt vor allem im Bereich der Ausbildung. Kein Wunder also, dass er in der Geschichte einen besonderen Platz einnimmt. In Graz, wo seine Mutter gelebt hat – der Vater war am Ende seiner Karriere Schlosskommandant auf der Riegersburg – erinnert auch die 1975 fertiggestellte Murbrücke zum Andreas-Hofer-Platz an den Seehelden. 

 

Und dann gibt es noch die schicksalsträchtige Glocke der SMS Tegetthoff in der Kirche der Barmherzigen Brüder. Das nach Tegetthoff benannte Schlachtschiff wurde 1912 in Triest vom Stapel gelassen. Es wurde nach dem Krieg den Italienern zugesprochen und in den 1920-er Jahren abgewrackt. Die Schiffsglocke blieb erhalten und fand ihren Weg 1942 auf den deutschen Kreuzer Prinz Eugen. 1945 wurde sie vom Schiff geholt und blieb in Deutschlands Marineschulen bis sie 1973 an Österreich übergeben wurde. Man kann die eiserne Glocke in der ehemaligen Garnisonskirche auch läuten. Graz hat zudem einen Seemannschor Admiral Tegetthoff. 

 

Ich habe gerade die Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer und zurück bereist, das sind mehr als 4000 Kilometer. Mit vielen neuen Eindrücken und Corona im Gepäck bin ich heimgekehrt. Gleich zu Beginn in Wien sind wir am berühmtesten österreichischen Ausflugsschiff vorbeigefahren – der 35 Jahre alten MS Admiral Tegetthoff der DDSG Blue Danube. Im Mündungsdelta war Wilhelm von Tegetthoff sogar persönlich unterwegs. Über den Umweg meiner heimatlichen Drau ist ja auch ein bisschen steirisches Flusswasser in der Donau. Die Mur mündet an der kroatisch-ungarischen Grenze bei Legrad in die Drau und diese im kroatischen Osijek in die Donau. Tegetthoff befehligte als junger Offizier 1855 den Raddampfer Taurus im Donaudelta am Schwarzen Meer, wo die Interessen Österreichs, Russlands und des Osmanischen Reiches aufeinandertrafen. Vom Krieg beschädigte Schiffe lagen herum, die Mündungsarme waren nicht mehr befahrbar, die Hafenanlagen ruiniert. Tegetthof organisierte bravourös die Aufräum- und Baggerarbeiten, sodass der Donauhandel wieder florieren konnte. 10 Länder liegen an der 2800 km langen Donau. Von Graz aus ist es über Mur und Drau genauso weit zur Donau wie zur Adria. Wir sind wirklich sehr zentral gelegen …

 



Interessantes über den bekanntesten österreichischen Seehelden unter www.historischerverein-stmk.at, Sucheingabe: Tegetthoff