Vom Grazer und vom steirischen Panther

Hoch oben auf dem Rathaus prangt das Grazer Stadtwappen mit seinem Panther. Wer glaubt, dass das der steirische Panther ist, der irrt. Diesen umweht nämlich ein dunkles Geheimnis.

 

Es gibt ein Grazer Stadtwappen und ein steirisches Landeswappen. Beide mit einem Panther oder besser einem als Panther bezeichneten Fabelwesen. Es hat einen Pferdekopf, eine Löwenmähne, einen Löwenschwanz und dicht bezottelte Hinterläufe. Die Figur hat ihren Ursprung im Physiologus, einem Buch in griechischer Sprache. Es ist im 2. nachchristlichen Jahrhundert entstanden und setzt solche Wesen in einen biblischen Zusammenhang. Auch das Einhorn findet sich dort. Dieser Physiologus kam im Mittelalter übersetzt nach Europa und war damals eine Art Bestseller, obwohl der Buchdruck noch nicht erfunden war.  

 

Eingang in die steirische Geschichte fand der Panther im 12. Jahrhundert unter dem Traungauer Ottokar III. Danach hat der Panther mehrfach die Farbe verändert, begann aus immer mehr Öffnungen Feuer zu speien und bekam einen doppelt verschlungenen Schweif. Als er es schließlich 1926 in die Landesverfassung schaffte, erlitt er jedoch einen schweren Schicksalsschlag. In der ab dann gültigen Fassung darf er nur mehr aus dem Rachen Feuer speien, eine Abgeordnete fand die frühere Darstellung zu unsittlich. Dem Grazer Panther hingegen blieb dieses Schicksal erspart, er erfreut sich all seiner Kräfte und speit auch heute noch Feuer aus allen Körperöffnungen. 

 

Wie so ein Getier beschrieben wird, folgt einer eigenen Logik, der heraldischen. Wenn unser Panther nach links schaut, schaut er in der Heraldik nach rechts. Aus Sicht des Panthers ist das aber völlig korrekt. Auch dass er bewehrt also bewaffnet ist und damit die Krallen gemeint sind, kann man aus seiner Sicht gut verstehen. Gestümmelt ist er dann, wenn ihm irgendein Teil fehlt. Die Farben heißen Tinkturen, das ist für meine Generation gerade noch verständlich. Und so lautet die Beschreibung: Das Wappen der Stadt zeigt im grünen Feld einen aufrecht nach rechts schreitenden, silbernen, goldbewehrten Panther, gekrönt mit einer goldenen, dreiblättrigen Laubkrone. Aus den Leibesöffnungen schlagen rote Flammenzungen.

 

Die Unterschiede zum steirischen Panther sind gut erkennbar: keine Hörner, statt roter Krallen goldene, eine goldene Laubkrone und Feuer aus allen Leibesöffnungen. Und natürlich kein Herzogshut.

 

Es gibt aber auch frühere Darstellungen der als unsittlich befundenen steirischen Version, sinnigerweise gerade auf dem Landhaus. Da schaut das Wappentier auch noch in die falsche Richtung. Eine solche Ansicht gibt es zum Beispiel genau oberhalb des Eingangs zur Graz Tourismus Information. 

 

Dort habe ich die Panther in Nudelform gefunden. Die verspielte Seite in mir kann sich über so etwas ziemlich begeistern. Genauso wie über Buchstabensuppe, Häschen-Nudeln zu Ostern oder Lipizzaner-Pasta, die mich an den Besuch in Piber erinnert. Das Rezept der Abbildung ist ganz einfach: Knoblauch und Paradeiser anbraten, salzen und pfeffern, die gekochten Nudeln und den Rucola dazugeben. Dann noch ein bisschen Parmesan. Schmeckt gut, geht schnell und schaut appetitlich aus. 
 

Übrigens: Nicht jeder darf das Grazer Wappen verwenden, da braucht es schon einen Antrag, eine Verleihung durch den Stadtsenat und eine Urkunde. Ach ja: und eine Gebühr.

 

Ein eigenes Wappen kann sich heutzutage aber jeder erstellen lassen. Es gibt viele Anbieter im Netz. So ein Wappen kann dann auch für die Familie registriert werden, wenn es den heraldischen Regeln entspricht. Das alles weiß ich erst, seit ich diese Blog-Geschichte geschrieben habe. Im Übereifer des Recherchierens habe ich meinen Namen und Heraldik in Google eingegeben und meinen Augen nicht getraut: mein Familienname ist in der Heraldik so alt wie unser Panther und bezog sich  in alten Zeiten auf eine Berufsbezeichnung: Schmalzverkäufer und Fetthändler waren die ersten überlieferten Wappenträger. Der Name Schmalz steht in weiterer Folge auch für Schönredner und Schmeichler. Vielleicht sollte ich darüber einmal nachdenken …

 



Physiologus, Reclam Verlag, 165 Seiten (auch andere Verlage) * Panther Nudeln aus der Graz Tourismus Information, Herrengasse 16 * 

heraldrysinstitute.com zufällig entdeckt bei der Suche nach "Familienname" und Heraldik * Panther-Spielplatz an der nordöstlichen Seite des Schlossbergs aus steirischem Holz * Hoodies, T-Shirts und Anderes mit dem Grazer Panther unter spreadshirt.at