Ein cooler Pegel in und an der noch kühlen Mur

Jetzt Anfang März hat die Mur gerade einmal 6 Grad und einen Wasserstand von knapp 2.70 m. Das ist abzulesen auf einer digitalen Anzeige in einem ziemlich ungewöhnlichen Ambiente. 

 

Ein Spaziergang an der Mur senkt den Stresspegel, zumindest meistens. Ausnahmesituationen gibt es bei Hochbetrieb, wenn Spaziergänger, Läufer, Radfahrer und Skater aufeinandertreffen. Die Wortwahl gilt übrigens für die männliche und weibliche Spezies, aber nur deshalb, weil bei so einer Aussage wirklich niemand nur an männliche Wesen denkt. Sonst bin ich da nämlich heikel. Jedenfalls kann der Stresspegel in solchen Situationen schon einmal kurzfristig ansteigen (bei manchen auch beim Gendern). Damit ist das Wort Pegel schon ganz gut erklärt als etwas, das einen Status zeigt, der sich verändern kann. Im übertragenen Sinn ist also der Pegel der Mur die Höhe des Wasserstandes. Zumindest in unserer Umgangssprache. Wenn man genau sein will, ist der Pegel das Messinstrument und in erweiterter Bedeutung ist es auch die Messstelle als Ganzes. Und so einen Pegel habe ich ganz in meiner Nähe. Er befindet sich ein paar Meter von der Keplerbrücke entfernt Richtung Norden.

 

10 solcher Pegel gibt es entlang der Mur, die in der Steiermark ca. 290 von ihren 444-469 Längenkilometern entlangfließt. So ganz eindeutig scheint die Länge vom Ursprung bis zur Mündung in die Drau wohl nicht zu sein. In jedem Text im Internet oder in Büchern gibt es andere Werte. Am Pegel selbst scheint mit 469 km der längste Wert auf, der häufigste ist 453 km. Die Unklarheit zeigt sich auch in der Quellenangabe – manchmal sind es die Niederen Tauern und manchmal die Hohen Tauern, auch die Höhenmeter variieren. Am stimmigsten erscheint mir die Erklärung an der Grenze der Niederen zu den Hohen Tauern. Doch auch dazu habe ich einen Verbesserungsvorschlag: im Grenzgebiet zwischen Niederen und Hohen Tauern wäre wahrscheinlich noch treffender. Dort, wo die Mur entspringt, heißt es übrigens Schmalz(!)grube. Auf den fast 16 Kilometern durch Graz fließt sie auch bei mir vorbei.

 

Wenn ich von meinem Balkon im 2. Stock Richtung Mur schaue, sehe ich den Murradweg zwischen den jetzt noch kahlen Bäumen und Büschen durchblitzen. Im Sommer blicke ich auf ein grünes Dickicht. Erste Reihe fußfrei ist es nicht, aber ich erfreue mich trotzdem täglich an der schönen und doch zentralen Lage. Aber zurück zum Pegel. 

 

 

Er ist seit 2016 öffentlich zugänglich und das in einem schicken Gehäuse, das auf der gesamten Oberfläche die Umgebung widerspiegelt. „Mein“ Pegel ist sicher der schönste von allen. Beim Durchgehen sieht man die wichtigsten Daten auf einen Blick und holt sich auf dem Display via Touchscreen weitere Informationen. Innen mit Blick zur Mur sieht man die Messseilbahn. Die Informationen kommen vom hydrografischen Dienst Steiermark, über dessen Arbeit man sich ebenfalls schlau machen kann. Schon 1850, lange vor seiner Gründung, gab es die ersten Wasserstandsbeobachtungen an der Mur. Der damalige Pegel war bis 1974 bei der Hauptbrücke und heutigen Erzherzog Johann Brücke im Einsatz und wanderte dann an die heutige Stelle. 30 Jahre später 2003 gab es nochmals eine Übersiedlung, 2016 kehrte der Pegel aber wieder zurück. Der hydrografische Dienst ist gleich nebenan. An den Schwerpunkten der Hydrografie kann man auch die Entwicklungen ablesen: war es früher der Hochwasserschutz, kam danach die Gewässerreinigung und jetzt der Klimawandel.

 

Murhochwasser gibt es in Graz nur mehr selten und wenn, richten sie keinen Schaden an. Das war früher natürlich anders, noch 1827 gab es große Schäden an Brücken und Häusern. Danach wurde die Mur durch Regulierung und Mauern in ihre Schranken verwiesen und es gab kaum mehr Probleme in Graz, nur die Murpromenade und die Radwegunterführungen werden manchmal gesperrt. Wobei wir hier wirklich nur von der Mur reden und nicht von den vielen Bächen, die es in Graz gibt.

 

Der aktuelle Durchfluss ist 63,6 m³/s. Im ersten Moment denkt man das bedeutet Meter/Sekunde, aber nein, der kleine hochgestellte Dreier macht die Überlegungen gleich einmal zunichte. Die Formeln dahinter sind mir nicht zugänglich. Damit meine ich nicht, dass sie nicht verfügbar sind, sondern, dass ich sie nicht verstehe. Die Suche im Netz war dann unter Katastrophenschutz erfolgreich. Derzeit soll die Fließgeschwindigkeit 1,56 m/s betragen, das sind etwas über 5 ½ Kilometer pro Stunde. Das erscheint mir irgendwie zu wenig. Vielleicht wage ich einmal ein Badeentenexperiment, ich habe ja 2 Brücken ganz in der Nähe, die Ente muss ich noch besorgen … 



Pegel Graz, Wartingergasse 43, 8010 Graz * hydrografie.steiermark.at * Googelt man Pegel Graz kommt man auf katastrophenschutz.graz.at und zu den Werten Wasserstand und Fließgeschwindigkeit