Ein Pavillon weckt Erinnerungen

Es hätte eine Geschichte über die vielen Pavillons in Graz werden können, ist es aber nicht. Es geht um denkmalgeschützte (Büro-)Gebäude und nur um einen Pavillon, den im Eggenberger Schlosspark.

 

Das Schloss Eggenberg steht unter Denkmalschutz und ist wohl auch deshalb besonders eindrucksvoll, weil es mitten in einem wunderschönen Park liegt. Das Barockschloss wurde so um die Mitte des 17. Jahrhundert errichtet oder besser zur Gänze umgebaut. 100 Jahre später wurden die Inneneinrichtung und die Parkanlage im Stile des Rokoko modernisiert. Damals entstand auch der nette Pavillon an der Ostseite, nach dem Eingang in den Park, rechts. Der derzeitige Betreiber des Cafés meint auf seiner Website es sei das 17. Jahrhundert gewesen, aber da hat er sich wohl von der 17 in der Jahreszahl irritieren lassen. Es war jedenfalls im 18. Jahrhundert. Bereits ab 1770 war der Garten öffentlich zugänglich, im Pavillon hat sich schon 3 Jahre später ein Gastwirt eingemietet. Ab 1820 begann dann die viele Jahre dauernde Umwandlung des Schlossparks zu einem naturnahen Landschaftsgarten, wie wir ihn heute noch sehen können.

 

Im Schloss Eggenberg wurden früher einmal Räumlichkeiten an Firmen vermietet. Und so hatte ich die Ehre Anfang der 1980-er Jahre dort im 1. Stock zu arbeiten. Damals gab es noch Wildtiere im Graben rund um das Schloss, die Pfaue waren gefühlt lauter als heute und der Park verwildert. Am intensivsten erinnere ich mich an den Pavillon, wo es das beste belegte Brot aller Zeiten gab. Es ist durch Diversität ausgestorben. Das macht aber nichts, ich habe damals ohnehin meine Lebensration verputzt. Auch heute noch zieht es mich in der schönen Jahreszeit in den Park, aus dem belegten Brot ist tendenziell ein Cappuccino geworden. 

 

Von einem Schloss bin ich dann büromäßig in ein Schlössl weitergezogen, in das Metahof-Schlössl in der Babenbergerstraße. Mein Büro war sicher über 50 m² groß, da hat sich sogar der Schreibtisch einsam gefühlt. Danach war das Landhaus dran, das älteste Gebäude in meiner Laufbahn. Nach einem moderneren Intermezzo in Kärnten, ging es ins Winterpalais des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse in Wien in ein Dachgeschoßbüro über den Prunkräumen. Als nächstes kam ich in das Gebäude der Finanzverwaltung in der Conrad-von-Hötzendorfstraße. Erst beim Zurückschauen ist mir bewusst geworden, dass ich die meiste Zeit meines Berufslebens in denkmalgeschützten Häusern verbracht habe. Gehe ich noch weiter zurück zu Schule, Studium und Ferialarbeit, war es auch dort so. Direkt unheimlich, dass meine Volksschule in Klagenfurt, die Dr. Karl Renner Schule, obwohl erst 1950 gebaut, ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt wurde.

 

In Graz gibt es 892 denkmalgeschützte Objekte, das sind zwar hauptsächlich Gebäude, aber auch Skulpturen, Brunnen oder Gärten. Der Denkmalschutz hilft, unser kulturelles Erbe zu erhalten. Zuständig ist das Bundesdenkmalamt (BDA), Abteilung für Steiermark. Das BDA war es auch, das ab 1993 dafür Sorge trug, dass der vernachlässigte Eggenberger Schlosspark nach alten Bildern und Planungsunterlagen erforscht und restauriert wurde. Heute gibt es ein eigenes Gartenteam für die Betreuung und Weiterentwicklung der einzigartigen historischen Gartenanlage. Das BDA blickt mit den Vorgängerorganisationen auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurück und ist eine der ältesten staatlichen Denkmalpflegeinstitutionen der Welt. Ein Denkmalschutzgesetz gibt es seit 1923. Zum Aufgabenbereich gehört auch die Erfassung des Denkmalbestandes und seine Publizierung. Die berühmten Dehio Handbücher für Kunstdenkmäler werden vom BDA herausgegeben. Sie sind allerdings etwas für Profis und nicht für Blog-Schreiberlinge wie mich. Ich habe aber einen besten Freund, den ich nachschauen lassen kann. Daher weiß ich auch, dass der Pavillon 1763/64 von Joseph Hueber erbaut wurde mit einem bemerkenswerten oktogonalen Zentralraum mit Mansard-Pagodendach. 

 

Dass sogar ein belegtes Brot im oktogonalen Rokoko-Raum besser schmeckt als in einer sterilen Kantine ist irgendwie einleuchtend. Schönes und Harmonisches wirken positiv auf Geist und Seele. Ein Monumentalbau wie der für die frühere Finanzlandesdirektion in der Conrad-von-Hötzendorfstraße, in dem ich einige Bürozeit verbracht habe, sollte wohl absichtlich abweisend wirken. Und auch wenn im Inneren heute Serviceorientierung groß geschrieben wird, bleibt der äußere Eindruck erhalten. Die Architekturpsychologie hat jedenfalls noch viel zu tun, um die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Gebäuden zu erforschen und neue Antworten zu finden. Trotz oder wegen meiner beruflich erfolgreichen Zeitreisen in den alten Bürogebäuden, spüre ich einen Hang zu modernen Umwelten. Nur sollten sie Persönlichkeit und Einzigartigkeit ausstrahlen. Wie zum Beispiel der Science Tower, den ich mir jetzt wirklich irgendwann auch innen anschauen möchte …

 



Der Schlosspark ist vom 1. November bis 14. März täglich von 8 - 17 Uhr geöffnet (in der übrigen Zeit bis 19 Uhr), Eintritt 2 Euro * Mehr über das Cafe, Picknickkörbe und Events: www.pavillon-eggenberg.at * Interessantes über das Bundesdenkmalamt inkl. Publikationen: bda.gv.at