Flussauf, flussab und quer hinüber

Als Brücken rar und Straßen noch unbefestigt waren, gab es Fähren und Flüsse wurden zu wichtigen Transportwegen. Die Mur ist dafür ein gutes Beispiel. Heute liefert sie Strom und ermöglicht interessante Freizeitaktivitäten.

 

Bis 1958 war in der Nähe des Kalvarienbergs noch eine Überfuhr in Betrieb. Das war, als der Spatenstich zum Bau der Südautobahn erfolgte, Ursula von der Leyen das Licht der Welt erblickte und es großteils noch eine 48-Stunden-Woche gab. In früheren Zeiten hätte die Murüberfuhr durch die vielen Wallfahrten und Prozessionen zum Kalvarienberg ein gutes Geschäft sein können. Doch mit den Ruderfähren war das nicht so einfach. Sie wurden nicht selten von der Strömung mitgerissen, die Landebrücken weggeschwemmt und bei Hoch- oder Niedrigwasser war an eine Überfuhr gar nicht zu denken. Ein Seil als Lösung gab es erst ab 1864, doch die Probleme rissen nicht ab, im Gegensatz zum Seil. Und so war 10 Jahre später Schluss mit dem Überqueren des Flusses. Anfang der 1930er Jahre wurde wieder eine Rollfähre eingerichtet, die 15 Personen Platz bot. Sie fiel jedoch dem verheerenden Hochwasser 1958 zum Opfer. Die Idee einer Murgondel wurde nicht verwirklicht, weil der Initiator verstarb. Dabei gab es bereits die Genehmigung und eine Mustergondel.

 

Ein Unglück außerhalb von Graz hat leider traurige Geschichte geschrieben. 1875 starben fast 100 Menschen durch eine überfüllte Fähre, die sie von Gratkorn zur Wallfahrt nach Maria Straßengel hätte bringen sollen.

 

Erste Berichte über Gütertransporte finden sich ab dem Ende des 14. Jahrhunderts. Kähne fuhren hauptsächlich von Leoben über Bruck an der Mur und Graz bis nach Radkersburg, Flöße ab Murau. Sie wurden nur zur Talfahrt verwendet und wenn sie Waren nach Graz transportierten, am heutigen Nikolaiplatz zerlegt und das Holz an Ort und Stelle verkauft. Dort steht auch der Heilige Nikolaus, der Patron der Flößer und Schiffer. Die Statue ist erst 30 Jahre alt, die frühere, von einem Floßmeister gestiftet, überstand den 2. Weltkrieg nicht. Transportkähne wurden flussabwärts gerudert, was 2 bis 3 Tage dauerte, flussaufwärts waren Pferdegespanne 12 bis 14 Tage im Einsatz. Dafür gab es eigene Treppelwege am rechten Murufer. Das war extrem aufwändig und so endete die Schifffahrt bereits Ende des 17. Jahrhunderts mit der Verbesserung der Straßen. Die Flöße blieben im Einsatz, ihr Ende läutete erst die Eisenbahn ein.

 

Kurzfristig nahm auch die Personenschifffahrt Fahrt auf. Am 8. September 1888 fand die erste Passagierfahrt statt, sie wurde aber gleich wieder verboten. Ein halbes Jahr später endete ein Neustart bitter – die „Graz“ rammte zunächst die Radetzkybrücke, ein paar Tage später zerschellte dort die „Styria“, es gab mehrere Tote. 

 

War die Mur in alten Zeiten trotz der vielen Risiken eine vielbefahrene Wasserstraße, so hält sich das heute in sicheren Grenzen. Das verdanken wir dem Kraftwerksbau und dem dadurch entstandenen Stausee. Wer sich beim Stand Up Paddeln, auf Kajaks, Kanus oder Rennruderbooten wohl fühlt, ist hier richtig. Nachdem ich diese Leidenschaften nicht teile, blieb es bei einer gemütlichen Floßfahrt vom Stadtstrand bis zum Augarten. Und weil es in der Gruppe lustiger ist, wurde es ein Ausflug mit der engeren und weiteren Wahlfamilie. Die Kinder genossen es, dass sie die Füße in die Mur halten konnten. Das mutigste Kind sprang sogar dreimal in das doch etwas kühle Nass. Wir haben auch eine Murgondel gesichtet. Nicht über uns, sondern im Wasser, für 6 Personen, ebenfalls von der Flößerei angeboten. Beim Unterfahren der Brücken werden die Sonnenschirme kurz eingezogen. Kaum zu glauben, dass es im Großraum Graz früher nur eine einzige Brücke über die Mur gegeben hat. Es war die Erzherzog-Johann-Brücke, vormals und wohl auch heute noch als Hauptbrücke im Gedächtnis. Es dürfte sie schon seit dem 14. Jahrhundert gegeben haben. Natürlich nicht in der heutigen Form, aber das ist eine andere Geschichte …

 

 

Die Flösserei am Stadtstrand, Infos und Buchungsmöglichkeiten