Klein, aber oho

Die Kleine Zeitung ist ein Produkt der Styria Media Group, genauso wie der Grazer, willhaben.at oder Antenne Steiermark. Aus dem Katholischen Preßverein in Graz wurde einer der größten Medienkonzerne Österreichs.

 

Es war der 22. November 1904, als die Kleine Zeitung erstmals erschien, gegründet vom Katholischen Preßverein, der damals bereits seit 35 Jahren bestand. Kaiser Franz Joseph regierte die Österreichisch-Ungarische Monarchie und in Graz wohnten knapp 150.000 Menschen. Schon Titel und Format sollten klarstellen: Dieses Blatt ist für ein breites Publikum gedacht und nicht wie die parteipolitischen Großformate für die bürgerliche Gesellschaft. Es sollte „ein wohl informiertes Grazer Lokalblatt unter Beachtung internationaler Ereignisse“ sein. Und das „zum enorm billigen Preis von zwei Heller“. Der historische Nationalbankrechner spuckt aus, dass das einer heutigen Kaufkraft von knapp 20 Cent entspricht.

 

In der Erstausgabe von 30.000 Stück findet sich ein neuer französischer Kriegsminister ebenso wie die Explosion einer Anarchistenbombe in Barcelona. Oder Kriminelles: „Ein Feldwebel hat im Rausche einen Leutnant meuchlings erschossen und dann sich selbst entleibt“. Unter den Tagesneuigkeiten wird das Löschen eines Großbrandes in der Nibelungengasse beschrieben. Auch inseriert wurde fleißig: Strümpfe und Socken aus guter Wolle, viele Stoffe, sprechende und singende Papageien als Weihnachtsgeschenk und billige Margarine einer Pflanzenfettschmelze als großartigen Ersatz für feine Milchbutter. 

 

Heute ist die Kleine Zeitung eines von 70 Unternehmen der Styria Media Group. Sie hat eine Auflage von 250.000 Stück, 16 Regionalredaktionen in der Steiermark, in Kärnten und Osttirol, einen einzigartigen Abo-Anteil von 97,5 Prozent und ca. 500 Beschäftigte. Die Geschichte seit der Gründung ist nicht ganz lückenlos. Von den Nationalsozialisten 1938 zwangsübernommen, wurde sie mit Kriegsende verboten. Ab 1948 war der Weg dann nicht ganz eben, aber frei für die Entwicklung zur größten Bundesländerzeitung Österreichs. Seit 1995 ist die Kleine Zeitung online präsent.

 

2015 gab es den Umzug von der Schönaugasse ins 15-stöckige Styria Center am Gadollaplatz 1. Das Terrassen-Foto – aufgenommen bei einem Blick hinter die Kulissen – ist gespiegelt, der Schriftzug ist ja wohldurchdacht am besten von außen und weit weg lesbar. Haupteigentümer der Styria Media Group ist die Katholische Medien Verein Privatstiftung. Dem Medienhaus gehören neben der Kleinen Zeitung unter anderem Die Presse, Die Furche, Der Grazer, Antenne Steiermark und Kärnten, Zeitungen in Slowenien und Kroatien, der Styria- und der Kneipp-Verlag und die Verkaufsplattform willhaben.at. 2006 gegründet hat sich diese zum größten digitalen Marktplatz Österreichs entwickelt. 

 

Heute am 5. Oktober 2025 sind über 13 Millionen Inserate verfügbar. Mein letzter Kauf vor nicht einmal einer Woche ist der Sessel auf dem Foto. Selbst abgeholt in Liebenau mit dem Auto, das ich im Mai über willhaben.at gekauft habe. Es stammt wie ich aus Wolfsberg, wahrscheinlich habe ich deshalb ganz mutig und ohne Besichtigung zugeschlagen. Die nette Verkäufer-Familie hat es mir sogar nach Graz gebracht. Und natürlich bin ich Abonnentin der Kleinen Zeitung, das ist für eine Bloggerin mit Graz als Themenschwerpunkt geradezu ein Muss. Die Zeitung liegt normalerweise vor der Tür, nur wenn ich weg bin, klaut wer zumindest eines der zwei oder drei Exemplare. Für längere Abwesenheiten ist ja Nachsenden oder Spenden eine gute Option. Bei den Gewinnspielen des Clubs warte ich noch auf den großen Wurf, Opern, Kino- und Ausstellungskarten sowie ein paar Bücher sind jedoch ein guter Anfang. Bloß für die Führung durch das Styria Center hat es einige Anläufe gebraucht. Die Erstausgabe hat mich fürs Warten entschädigt, stellt mich jedoch vor ein ziemliches Rätsel. Die Preise der inserierten Produkte sind zum Großteil in fl und kr angegeben, offenbar Gulden und Kreuzer. Aber wir sind im Gründungsjahr 1904 und seit 1900 gab es nur mehr Kronen und Heller …

 

Die Erstausgabe Online, einfach etwas nach unten scrollen * Homepage der Styria Media Group