Der erschossene Thronfolger aus Graz

Alle wissen es: Thronfolger Franz Ferdinand wurde 1914 in Sarajevo erschossen. Das war der Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Was wenige wissen: er ist in Graz geboren. Und Thronfolgen kann ganz schön kompliziert sein.

 

Zunächst: Franz Ferdinand ist kein Sohn von Kaiser Franz Joseph, sondern sein Neffe. Der einzige Sohn des Kaisers und seiner Sisi war Kronprinz Rudolf, der mit seiner Geliebten 1889 in Mayerling Selbstmord beging. Da es keine weibliche Thronfolge gab, war ein Bruder von Franz Joseph an der Reihe. Dieser starb jedoch 1896 und so wurde dessen ältester Sohn Franz Ferdinand zum Thronfolger. Seine Eltern lebten einige Zeit in Graz, wahrscheinlich weil bei uns das Klima besser und die Lebenshaltungskosten niedriger waren. Geboren ist er am 18. Dezember 1863 im Palais Khuenburg in der Sackstraße. Heute befindet sich dort das Graz Museum.

 

Der Thronfolger und seine Frau wurden am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet. Was dann geschah ist tragische Geschichte. Franz Joseph selbst regierte unglaubliche 68 Jahre lang bis er 1916 86-jährig starb. Seine Nachfolge trat Karl, der Sohn eines Bruders von Franz Ferdinand an, da die eigenen Kinder wegen seiner nicht standesgemäßen Heirat von der Thronfolge ausgeschlossen waren. Karl musste mit Ende des Krieges 1918 auf den Thron verzichten.

 

Es ist also gar nicht so kompliziert: Franz Joseph ist Kaiser und auf ihn folgt nach seinem Tod sein Großneffe Karl. Wären da nicht noch die verstorbenen Thronfolger: Rudolf, sein Sohn, Karl Ludwig, sein Bruder, Franz Ferdinand, sein Neffe und Otto, ebenfalls ein Neffe. 

 

Ich bin gerade in der Schweiz, wo die Habsburger eigentlich herkommen. Sie haben hier ihre Stammburg im heutigen Ort Habsburg im Kanton Aargau. Der erste Habsburger der später so mächtigen Dynastie, die vom Mittelalter bis 1918 europäische Geschichte schrieb, ist um 1108 nachgewiesen. Die Burg beherbergt ein Museum und ein Restaurant. Im eindrucksvollen Münster in Basel steht zudem das Grabmal von Anna von Österreich. Sie ist die eigentliche Stammmutter der Habsburger. Geboren als Gertrud von Hohenberg, hatte sie als Anna von Österreich mit dem ersten römisch-deutschen Habsburgerkönig Rudolf 14 Kinder. Das Grabmal ist sehr schön, aber leer. Die Gebeine wurden in meine Kärntner Heimat nach St. Paul im Lavanttal überführt. Auf dem Grabmal sind sehr markant drei Wappen angebracht. Eines davon zeigt den steirischen Panther.

 

Habsburger brauchen eigentlich keine Ahnenforschung, ihr Stammbaum gehört zum Geschichtsunterricht. Ich „kenne“ meine Vorfahren väterlicherseits bis zu den Urgroßeltern, mütterlicherseits bis zu den Großeltern.

 

Mein Vater ist 3 Tage vor dem Tod von Kaiser Franz Joseph und daher mitten im Ersten Weltkrieg auf die Welt gekommen, meine Mutter 6 Jahre nach Kriegsende. Von den Kindern meiner Eltern bin ich das einzige beider Elternteile. Der Stammbaum ist also überschaubar. Im Gegensatz zu dem, den ein amerikanisch-israelisches Forscherteam erstellt hat: 500 Jahre, 11 Generationen und 13 Millionen Menschen. Möglich wurde das durch die Daten der vielen Hobby-Ahnenforscherinnen und -forscher. Derzeit boomen gerade die Gentests. Man erfährt dabei, aus welcher Gegend man so ungefähr kommt. Und sollten auch Verwandte schon mitgemacht haben, erfährt man auch mehr. So geschehen bei einem lieben Freund: es ist nicht nur eine Halbschwester aufgetaucht, sondern auch die Tatsache, dass ein Elternteil nicht ganz „passt“. So genau will ich es gar nicht wissen. Aber jetzt nach dieser Blog-Geschichte, möchte ich zumindest meine wenigen bekannten Ahnen dokumentieren, am liebsten in so einem altmodischen Stammbaum Fotorahmen …

 

Vieles über die Habsburger: www.habsburger.net * Zum Stammschloss unter www.museumaargau.ch/schloss-habsburg * Das Basler Münster: www.baslermuenster.ch * Über den gigantischen Stammbaum: www.europeanscientists.com/de/offenlichkeit/groesster-stammbaum-der-welt-erstellt