Graz goes international

In Graz leben etwas mehr als 300.000 Menschen aus 160 Nationen. Eine Parkbank auf dem Hasnerplatz bringt sie symbolisch zusammen. Ein buntes Zeichen der Internationalität und Gastfreundschaft.

 

So gut wie die ganze Welt ist in Graz vertreten, wenn man die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als Grundlage heranzieht. Nationenvielfalt ist geradezu ein Markenzeichen von Städten, die sich durch hohe Lebensqualität, einen herausragenden Forschungs- und Bildungsbereich und international tätige Unternehmen auszeichnen. Wo es Universitäten gibt, gibt es Mitarbeitende und Studierende aus aller Welt. In Graz sind von den über 50.000 Studierenden 20 Prozent aus dem Ausland. In den Top-Unternehmen sind oft über 30 Nationen vertreten. Eine Herausforderung, aber auch ein Erfolgsfaktor.

 

Insgesamt kommt derzeit mehr als ein Viertel der Grazer Bevölkerung aus dem Ausland, die Hälfte davon aus EU-Ländern. Und die einheimische Bevölkerung? In ganz frühen Zeiten lebten in Graz Kelten. Dann rund um Christi Geburt wurde das Gebiet Teil des römischen Reiches und die Bevölkerung in den nächsten 5 Jahrhunderten romanisiert. Danach kamen die Slawen und so etwa ab dem 7. Jahrhundert die Bajuwaren. Mit ihnen hielt die deutsche Sprache Einzug. Der Name Graz hat seine Sprachwurzel jedoch im Slawischen, er leitet sich von gradec ab und bedeutet kleine Burg.

 

Zur Weltoffenheit tragen auch die Partnerstädte bei. Für sie gibt es sogar einen Welttag, 2024 ist er am 28. April. Insgesamt hat Graz 13 Partnerstädte. Die Idee entstand nach dem 2. Weltkrieg zum Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Die erste Stadt war Montclair in den USA, sie ist auch am weitesten entfernt. Die Verbindung besteht seit 1950, noch heute gibt es ein Austauschprogramm für jeweils 2 Studierende pro Jahr. Und im Moment ist auch das niederländische Groningen Gesprächsthema. Nicht nur wegen des 60-Jahr-Jubiläums, sondern auch, weil es die Stadt zum weltweit höchsten Radverkehrsanteil gebracht hat und sich Graz etwas abschauen will. Dass mit Triest nur eine einzige italienische Stadt dabei ist, erstaunt. Ist Graz doch berühmt wegen seines südlichen Flairs. Das Landhaus ist einer der bedeutendsten Renaissancebauten außerhalb Italiens. Dessen italienischer Baumeister Domenico dell’Allio lebte seit 1530 in Graz und viele italienische Bauleute folgten seinen Spuren.

 

Gäste-Nächtigungen aus Italien machten 2023 gerade einmal 2,8 Prozent aus, damit liegen sie trotzdem an 3. Stelle. 47 % entfielen auf den österreichischen, 20 Prozent auf den deutschen Markt. Da könnte ein bisschen mehr Internationalität durchaus guttun.

 

In der seit 2001 ersten Menschenrechtsstadt Europas werden alle, die ihren Hauptwohnsitz in Graz melden, mit einem Informationspaket willkommen geheißen und zu einer Stadtführung eingeladen. Hatte man allerdings schon einen Zweitwohnsitz in Graz, ist das nicht der Fall. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich konnte mich erst vor gar nicht so langer Zeit von meiner Kärntner Nummerntafel trennen. Und das obwohl ich deswegen lange in Graz nicht wählen durfte.

 

Menschen, deren Heimat woanders ist, rotten sich gerne zusammen. Das sieht und hört man auch im Alltagsleben. Ich habe eine chinesische Freundin, die ich in der Schule unterstützt habe und die jetzt eine wertvolle Stütze im Pflegebereich ist. Auch sie bewegt sich im chinesischen Umfeld. Inländische Eingewanderte sind da allerdings keine Ausnahme. Und jene aus Kärnten gründen wo auch immer sie sind einen Chor. Unsere Lieder sind ein Beweis dafür, dass mehr slawisches Blut in unseren Adern fließt. Sie sind durchwegs melancholisch und für den Grazer Freundeskreis gewöhnungsbedürftig. Der Chorverband Steiermark hat allerdings ein Kärntnerlied auf den 1. Lieblingsplatz gereiht – Gernhabn tuat guat. Der Titel passt zu unserer multikulturellen Parkbank.

 

 

Grazer Städtepartnerschaften * Das Foto zeigt ein Mosaik der Partnerstädte  auf dem Schlossberg * Informationsbroschüre für Neu-Ankommende