Herkunft: Variabel, Status: berühmt

Dass bei bedeutenden Menschen unserer Zeit die Angabe des Geburtsortes variiert, ist selten. Bei Kiki Kogelnik ist das so. Die international anerkannte Künstlerin ist mit ihren Werken derzeit gleich in zwei Ausstellungen vertreten.

 

Einmal als Feministin in der Neuen Galerie und einmal als Amazone des Pop im Kunsthaus. Sie wurde 1935 in Graz geboren, ist jedoch im Südkärntner Bleiburg aufgewachsen. Es dürfte wohl Kiki Kogelnik selbst gewesen sein, die ihre Geburt nach Bleiburg verlegte. Denn warum sonst sollten gar nicht so wenige Galerien und Kunstmuseen diesen Ort als Geburtsort nennen. Gestorben ist die Künstlerin 1997 mit nur 62 Jahren in Wien. Schon als sie dort ihr Kunststudium absolvierte, gehörte Kogelnik zur jungen Avantgarde rund um die damals wichtigste Galerie für moderne Kunst nächst St. Stephan. Genauso wie Maria Lassnig und Arnulf Rainer.

 

1961 übersiedelte Kogelnik nach New York und wurde Teil einer Künstlergruppe, der unter anderem Andy Warhol und Roy Lichtenstein angehörten. Sie begann Schablonen von Freunden aus Packpapier auszuschneiden und sie auf die Leinwand zu übertragen. Solche Werke sind im Kunsthaus zu sehen. Daraus entwickelte sie dann sogenannte „Hangings“, die im öffentlichen Raum aufgehängt und schließlich als bunte Vinyl-Variante auf Warenhausständern präsentiert wurden. 1966 ging sie nach London, heiratete, bekam einen Sohn und kehrte wieder nach New York zurück. Ihr Leben spielte sich fortan zwischen New York, Wien und Bleiburg ab.

 

Ebenfalls im Kunsthaus gibt es Einblicke in ihr Moonhappening. Während der Liveübertragung der ersten menschlichen Mondbetretung im Jahr 1969 produzierte sie in der besagten Wiener Galerie Space-Art-Siebdrucke. Es sollen so um die 500 geworden sein, während Hugo Portisch 28 Stunden lang ebenso ohne Pause die weltbewegenden Ereignisse kommentierte. In der Neuen Galerie sind Werke der nächsten Phase zu sehen. Kiki Kogelnik befasste sich mit der Darstellung von Frauen in der Ästhetik von Werbung und Mode. Sie wird oft als Österreichs einzige Pop Art Künstlerin bezeichnet, wollte aber selbst nie so etikettiert werden. Im Laufe der Zeit wurden ihre menschlichen Körper fragmentierter und die Gesichter abstrakter. Es entstanden die berühmten Köpfe – auch in Keramik, Glas und Bronze. 

 

Als Initiatorin der Kärnten Card hatte ich mir vorgenommen bekannte Kärntner Malerinnen und Maler zu bitten, die Rückseite der Karte zu gestalten. Es war im Startjahr 1996 als ich die Künstlerin in Bleiburg in ihrem Atelier getroffen habe. Sie hat bereitwillig und kostenlos ein Motiv zur Verfügung gestellt – mit einem ihrer populären Köpfe. Und sie hat – was mich erst jetzt bei näherer Beschäftigung mit ihrem Lebensweg und -werk so richtig verblüfft – die Zustimmung zur Produktion eines Badetuchs mit diesem Motiv gegeben. Die teilnehmenden Ausflugsbetriebe hatten ja meist einen Shop, daher gab es auch eine eigene Kärnten Card Kollektion mit T-Shirts und anderen Souvenirs und eben auch mit den Badetüchern. Zugegeben, sie waren kein Renner. Ich habe in damals noch möglicher Copyright-Naivität auch Poster drucken lassen. Das spätere Geständnis aufgrund einer juristischen Empfehlung hat Kiki Kogelnik gelassen aufgenommen. Statt eines Kunstskandals entstanden daraus sogar einige handsignierte Exemplare. Heute würde man das „echt cool“ finden.

 

Zum Abschied aus der Kärnten Werbung im Jahr 2000 habe ich von den Kolleginnen und Kollegen einen gläsernen Briefbeschwerer und einen Druck vom „Doorman“ bekommen. Der hängt noch in meinem Ex-Büro in Wien als Leihgabe. Ich wusste nicht, dass es dazu eine 7 Meter hohe Skulptur im Warmbad Villach gibt. Jetzt ist klar, wohin der nächste Ausflug führt. Und auf dem Rückweg geht sich noch die neue Ausstellung im Werner Berg Museum in Bleiburg über Kiki Kogelniks Biografie aus. Dann aber ist es genug mit der weltberühmten Kärntnerin, die vielleicht nur aus Versehen in Graz geboren wurde …

 

 

Ausstellungen Amazons of Pop!, Künstlerinnen, Superheldinnen, Ikonen im Kunsthaus Graz und Ladies and Gentlemen. Das fragile feministische Wir. In der Neuen Galerie * Biografie-Ausstellung Kiki Kogelnik im Werner Berg Museum in Bleiburg: www.wernerberg.museum