Auf dünnem Eis

Gelbe Pinguine gibt es in der neuen Winterwelt in der Jahngasse zur Unterstützung für die kleinen Eisläuferinnen und Eisläufer. Sie können wie Schlittschuhe ausgeliehen werden. Für die Großen gibt es das leider nicht.

 

Spiegelblank wie auf dem Foto ist das Eis nur beim Öffnen und nach den drei Pausen pro Tag. Die Eisfläche beim Landessportzentrum hat nach 16 Jahren die Nachfolge des Karmeliterplatzes angetreten. Die Eisschicht ist 5 Zentimeter dick. Wir bewegen uns aber manchmal auf sehr dünnem Eis. Der Duden meint, dass wir uns dabei in einer unsicheren, riskanten Lage befinden. Wenn aber das Eis gebrochen ist, liegen wir nicht etwa im kalten Wasser, sondern unsere Stimmung hat sich gelöst und alles was wir auf Eis legen, verschieben wir auf später.

 

Die nicht sprichwörtliche, sondern sportliche Bewegung auf dem Eis hat sich in Graz seit Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet. Der Hilmteich gehörte schon immer zu den traditionellen Arealen. Es gab aber auch den Breunerteich am Anfang der Elisabethstraße. Als dort gebaut wurde, entstand ein Eislaufbereich hinter dem Finanzamt in der Conrad-von-Hötzendorfstraße. Auch auf dem Platz der neuen Winterwelt war schon früher Eislaufen möglich. Heute ist es das auch auf dem Mariatrosterteich. Der Thalersee ist zwar nicht mehr Grazer Stadtgebiet, muss aber erwähnt werden. Und nicht zu vergessen die Eishalle in Liebenau, die in den 1960-er Jahren entstand.

 

Schlittschuhe soll es schon vor 5000 Jahren gegeben haben. Sie bestanden damals und auch lange Zeit danach aus Unterschenkelknochen von Tieren, die mit Riemen an Schuhen aus Pflanzenfasern oder Leder befestigt wurden. Die ersten Stahlkufen sind auch schon 2000 Jahre alt. Mit Schrauben statt mit Riemen am Schuh befestigt wurden sie erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei der Gründung eines Eislaufsvereins hatten die Wiener 1867 die Nase vorn, Graz folgte 1921. Dafür prägte ein Grazer die Eislaufgeschichte mit: Ab 1952 komponierte Robert Stolz die Melodien für die Wiener Eisrevue, die bis Anfang der 1970-er Jahr bestand. Von seinem Denkmal im Stadtpark sind es gerade einmal 600 Meter bis zur neuen Winterwelt.

 

So auffällig gelbe Pinguine wie hier gibt es auch in Prag. Lernen soll man durch sie aber nicht Eislaufen, sondern den achtsamen Umgang mit der Natur. 34 Stück davon stehen in Reih und Glied auf einer Brüstung in der Moldau und leuchten in der Nacht. 

 

Kontakt mit Pinguinen hatte ich schon im Tierpark Schönbrunn und in Südafrika und erst vor Kurzem vermeintlich in einem Kinderbuch. Ich habe für meine Wahlenkelkinder Adventgeschichten geschrieben, von Lutzi dem Eisbären. Danach sollte ein Buch über das Leben der Eisbären die Geschichten ergänzen. In diesem Buch entdeckte ich Pinguine. Aber Eisbären vom Nordpol und Pinguine von der Südhalbkugel treffen sich niemals. Erster Impuls: Sofort den Verlag anschreiben. Es ist aber ein sehr renommierter Verlag, spezialisiert auf Kinder- und Jugendbücher. Zweiter Impuls: Noch einmal genau schauen, ob sich nicht doch Pinguine auf den Nordpol verirrt haben könnten. Beim Studium aller Tiere, die in der Welt der Eisbären leben, dann die Entdeckung: Auf dem Foto sind keine Pinguine, sondern Trottellummen, die ihnen ähnlich schauen. Die armen Vögel heißen so, weil sie so wackelig gehen. Aber sie können sehr gut fliegen, was Pinguine überhaupt nicht können. Dafür können sie singen und einige von ihnen steppen, wie wir aus dem Film Happy Feet wissen. 

 

Eislaufen ist für jemanden aus Kärnten übrigens eine Selbstverständlichkeit wie Singen. Ich hab’s nur so lange nicht mehr gemacht, dass ich einen großen gelben Pinguin bräuchte …

 

Die Winterwelt ist noch bis 30. Jänner von 9.00-19.00 Uhr geöffnet, Eintritte gestaffelt nach Alter, ab 17 Jahren 5,50 Euro, Schlittschuh- und Pinguinverleih: www.grazerwinterwelt.at * So lebt der Eisbär, Verlag Coppenrath