Wie kommt ein Rennwagen auf den Schlossberg

Was für eine Frage. Es führt ja eine Straße auf den Berg, deren Befahrung zwar total eingeschränkt, aber eben möglich ist. Also Max Verstappen auf wagemutiger Werbetour für den Red Bull Ring in Spielberg? 

 

Verstappen ist zwar tatsächlich mit einem Formel I Boliden auf den Schlossberg gebrettert, aber er hat nicht senkrecht eingeparkt. Das also ist nicht des Rätsels Lösung. Denn der Rennwagen in dieser Geschichte hängt an einer Felswand und ist gar nicht so leicht zu entdecken. Wer wie ich von Norden kommend stadteinwärts auf der linken Murseite entlanggeht, sieht den Toro Rosso erst nach der Schlossbergbahn, dem Kai 36 und dem Schlossberghotel zwischen den Dächern. Und auch das nur an einer ganz bestimmten Stelle auf dem Geh- und Radweg an der Mur. Aus der Schlossbergbahn erspäht man den Formel I Wagen sehr kurz und sehr nahe, aber die meisten Menschen bemerken ihn nicht. Bleibt als Option zur näheren Besichtigung eigentlich nur eine Übernachtung im Schlossberghotel, später dann in Nach-Corona-Zeiten. Der Rennwagen ist nämlich Teil eines kleinen Skulpturenparks in der Grünanlage hinter den Dächern des Hotels und befindet sich in illustrer Gesellschaft mit weiteren Objekten. Der Bereich ist von oben und den vielen Spaziergängerinnen und Spaziergängern auf dem Schlossberg nicht einsehbar.

 

Womit das Rätsel schon nicht mehr so groß ist.  Hier ist Helmut Marko am Werk, ehemaliger Rennfahrer, Grazer Hotelier und Red-Bull-Motorsportchef. Er saniert alte Häuser oder baut neue und macht daraus attraktive Hotels. Seine zeitgenössische Kunstsammlung soll über 900 Exponate umfassen und ist in den Zimmern und allen anderen Räumen der verschiedenen Häuser frei ausgestellt. Kunst und schnelle Autos als Leidenschaft – darum parkt ein Rennwagen senkrecht auf dem Schlossberg. Wie er dorthin kommt? Mit einem Kran im Zuge des preisgekrönten Umbaus des denkmalgeschützten Hauses Kai 36 zu einem Hotel und Café.

 

Wobei – Herr Marko möge mir das verzeihen – in Graz offenbar ein besonderer Bezug zwischen Beherbergungsbetrieben und mobilen Verkehrsmitteln besteht. Ein Rennauto ziert einen Hotelgarten und Flugzeuge stehen auf Hoteldächern herum. 

 

Meine persönliche Beziehung zu Autos ist trotz der Umweltdiskussionen nicht wirklich getrübt. Ich trenne den Müll, koche mit regionalen Lebensmitteln und achte darauf, wo meine Kleidung produziert wird – also jedenfalls meistens. Dass die Einzelteile meines Autos wahrscheinlich aus aller Herren Länder kommen, kann ich gut verdrängen. Zusammengebaut wurde es jedenfalls in Portugal. Es ist ein 15 Jahre altes Cabrio, ein VW EOS. Er wird nicht mehr hergestellt. Das Cabrio für den täglichen Gebrauch hat sich nicht durchgesetzt, mich hat diese Idee damals fasziniert und wie man sieht, nicht losgelassen.

 

Wenn ich jetzt in die Waschstraße fahre, muss ich ein Handtuch mitnehmen, beim linken Fenster gibt es eine undichte Stelle. Bei Regen ist es nur dann ein Problem, wenn das Auto steht. Wer sich übrigens sein Sehnsuchtscabrio vor dem Kauf abgewöhnen will, leiht sich eins aus und fährt damit bis Grado. Gefühlt gibt es von Graz bis dorthin eine dreistellige Anzahl von Tunnels. Das sollte reichen. Eine Runde um den Wörthersee meiner Heimat ist natürlich was anderes. Ich hab meinem Auto versprochen, dass es einmal an die Côte d'Azur darf. Jetzt wird es schön langsam Zeit – wir sind beide nicht mehr die Jüngsten. Für die Impfung hab ich mich schon angemeldet …

 

Schlossbergbahn derzeit in Betrieb von 10.00-19.00 Uhr * Kai 36 (Kaiser-Franz-Josef-Kai 36) in dem 400 Jahre alten wunderschön restaurierten Haus ist auch ein Café, wenn es dann wieder offen ist * Der Rennstall Toro Rosso von Red Bull heißt jetzt AlphaTauri * Zu den Marko Hotels gehören neben dem Schlossberghotel und dem Kai 36, das Augarten Art Hotel und das Lendhotel