Vom Entlehnen zum Entdecken

Die Stadtbibliothek mit ihren 7 Zweigstellen, einer Mediathek und dem Bücherbus ist mit 300.000 Titeln im Medienbestand die drittgrößte Bibliothek in Graz. Faszinierend was sie außer Lese-, Hör- und Sehstoff noch alles zu bieten hat.

 

Ihre Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1895. Das Gründungsdatum 1940 markiert nur die Schenkung von vier Bibliotheken damaliger Bildungsvereine an die Stadt Graz. Als die Hauptbibliothek 1995 nach vielen Standortwechseln in den Zanklhof einzog, waren seit der Erstgründung genau 100 Jahre vergangen. Das denkmalgeschützte Haus eines ehemaligen Farben- und Lackgeschäfts der Firma Zankl stammt passend aus jener Zeit.

 

Schon im alten Griechenland gab es Bibliotheken, die auch so genannt wurden. Die bedeutendste stand in Alexandria im heutigen Ägypten. Ihr Bestand an Schriftrollen soll das ganze damalige Wissen umfasst haben. Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. gegründet, ist ihr Ende ungeklärt. Bisher wurden keine Überreste gefunden, die Informationen über die berühmte Sammlung stammen aus Texten antiker Autoren. Im Mittelalter sorgten dann Mönche durch Abschreiben für die Überlieferung alter Schriften in den Klosterbibliotheken. Aus den Rollen waren in der Zwischenzeit Pergamentblätter zwischen Buchdeckeln geworden. Die Universitäten übernahmen den wissenschaftlichen Teil. Anfang des 17. Jahrhunderts sollen erste Bibliotheken öffentlich zugänglich gewesen sein. Bereits 1440 war der Buchdruck erfunden worden, Papier ersetzte zunehmend das Pergament. In Österreich entstanden öffentliche Bibliotheken erst im 19. Jahrhundert. Da kann Graz gerade noch mithalten.

 

In den letzten Jahrzehnten entwickelten sich Bibliotheken zu attraktiven und aktiven Bildungserlebniszentren. Die Stadtbibliothek Graz schreibt, dass sie „für alle Menschen da ist – egal, wie alt sie sind, woher sie stammen, woran sie glauben, wo sie wohnen, wen sie lieben und was sie arbeiten oder tun. “ Bibliotheken kennen keine Vorurteile. Schon schön. Organisatorisch gehört die Bibliothek zum Kulturamt der Stadt Graz. Unglaubliche 300.000 Bücher, Zeitschriften, Filme, Spiele und Hörbücher stehen zur Verfügung. Über 1 Million Entlehnungen gibt es jährlich und in normalen Zeiten Hunderte von Veranstaltungen von Buchpräsentationen bis zu Rate-Events, von Baby-Zeichensprachkursen bis zu PC-Workshops für ältere Menschen. Lesecafés, PC-Arbeitsplätze, Kinder- und Jugendbereiche – alle Angebote vor Ort sind kostenfrei, für’s Ausleihen zahlt man geringe Gebühren.

 

Etwas ungewöhnlich: Ausleihen kann man auch einen Werkzeugkoffer, eine Brotbackmaschine oder ein Karaoke-Mikrofon - in der Mediathek gegenüber vom Zanklhof. Ebenfalls gegenüber gibt es in der Volksschule St. Andrä vom 11. - 15. April einen Flohmarkt mit 15.000 Büchern. 

 

Nicht ganz 200 Meter sind es von mir zur Stadtbibliothek Graz Nord. Ein wahrer Luxus. Näheren Kontakt habe ich als ehrenamtliche Bücherbotin. Wegen der Pandemie traue ich mich allerdings noch nicht, meine ältere Besuchsdame wieder mit Büchern zu versorgen. Für diesen Blog sind eher Internet-Recherchen angesagt, aber in der Bibliothek finde ich, wonach ich gar nicht gesucht habe. Damit steht sie in Konkurrenz zu den Bücherregalen im Freien, die ihren Auftritt in einer anderen Blog-Geschichte hatten. Eines hat seither das Zeitliche gesegnet, als bei einem Sturm ein Baum umgestürzt ist. Die Stadtbibliothek hat aber eindeutig mehr Auswahl und ist zudem noch sehr gut geordnet und wetterfest. Die coffee lounge eignet sich, um Tages- oder Wochenzeitungen zu lesen inklusive Fairtrade Kaffee um 50 Cent. Interessant sind auch die Zeitschriften. Aber da man sie wie Bücher ausleihen kann, sind die aktuellsten nie verfügbar. Vor Kurzem habe ich hocherfreut zu einer Ausgabe von Schöner Wohnen vom April gegriffen, es war allerdings der April 2021. Es gibt auch ein Bestsellerservice mit einer Leihfrist von nur 14 Tagen ohne Vorbestellung. Ich lege mich auf die Lauer für „Feig, faul und frauenfeindlich“ von Omar Khir Alanam über Vorurteile …

 

 

Zum tollen Angebot: www.stadtbibliothek.graz.at * Wer nicht vor Ort lesen möchte, die Jahresgebühr für Erwachsene beträgt 15 Euro * Bücherflohmarkt in der Volksschule St. Andrä: 11.-15.4., täglich von 10-17, am 12.4. bis 19 Uhr * Hauptbibliothek Zanklhof, Kernstockgasse 2 * Welttag des Buches 23. April