Zigarettenstummel auf dem Boden sind nicht nur unansehnlich, sondern pures Gift für die Umwelt. Kreative Lösungen sollen das gedankenlose Wegwerfen reduzieren. Mit einer Umfragebox oder Aschenbechern to go.
Die erste Ballot Bin soll es 2015 in Großbritannien gegeben haben mit der Frage nach dem besten Fußballer der Welt: Ronaldo oder Messi? Heute sind die Zigarettensammler in 43 Ländern im Einsatz. In Graz allerdings nur spärlich wie zum Beispiel murseitig in der Nähe des Mariahilferplatzes. Die Antwort auf die aktuelle Frage, ob Graz die schönste Stadt der Welt sei, fällt eindeutig aus: Die Mehrheit stimmt mit ja. Merkwürdig, dass trotzdem für viele Raucher und -innen der öffentliche Raum ein einziger großer Aschenbecher zu sein scheint. Also landen die Zigarettenstummel einfach auf dem Boden. Zigaretten sind aber nicht nur der persönlichen Gesundheit abträglich, sondern schädigen auch unser Ökosystem. Die Filter zerfallen in Mikroplastik und geben außer Nikotin weitere hochgiftige Stoffe wie Arsen, Blausäure, Formaldehyde, Blei oder Chrom frei. Ein wahrer Fundus für Krimiautoren. Wie aus diesen kleinen Filtern Tausende solcher Chemikalien austreten, ist schwer vorstellbar. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum so achtlos damit umgegangen wird. Mit dem Regen gelangen die Stoffe in den Boden und damit ins Grundwasser, in die Kanalisation und ins Meer. 10 bis 15 Jahre dauert der Verrottungsprozess.
Graz setzt seit Mai 2024 auf Aschenbecher to go. Es gibt sie kostenlos in allen rund 100 Trafiken. Oder besser es gab sie. Jetzt Ende Juli sind die kolportierten 10.000 Stück fast überall vergriffen. Auch in „meiner“ Trafik in der Nähe des Hasnerplatzes. Daher ist auf dem Foto nur mehr das leere Kisterl zu sehen. Der gute Wille scheint also vorhanden zu sein. Trotz vieler Abfalleimer, oft mit einem Aschenbecher ausgestattet, landeten in Graz bisher jährlich geschätzte 100 Millionen Zigarettenreste auf der Straße. Das Wegwerfen von Müll – und dazu gehört auch ein Tschickstummel – ist eigentlich verboten. Die 35 Euro Strafe werden allerdings von der Grazer Ordnungswache nur selten eingefordert. Keine Zigarettenreste weit und breit sieht man in Singapur, 700 Euro Strafe schrecken offenbar wirklich ab.
Ich habe nie geraucht. Ein Versuch vor dem Spiegel hat mich davon abgehalten. Zigaretten stehen mir einfach nicht. So kann Eitelkeit auch zum Vorteil werden. In der EU und in Österreich rauchen ca. 20 % täglich, im Durchschnitt mehr als 10 Zigaretten. Am meisten, fast 30 %, rauchen in Bulgarien und Griechenland, am wenigsten, so um die 10 %, in Schweden und Finnland.
Aber wie ist das nun mit der schönsten Stadt der Welt? Aktuell gibt es einen Vergleich von 50 Städten durch eine australische Plattform. Um Schönheit ging es da nicht, sondern um die besten Orte für ein ruhiges Leben. Von den vielen Kriterien hat mich die (hohe) Anzahl der Yogastudios verblüfft. Ich habe es einmal probiert, wie man auf dem Foto erkennt, aber Ruhe habe ich dabei nicht verspürt. Eher Panik, denn der bei anderen so wunderbar geschmeidige Herabschauende Hund sah bei mir aus wie ein altersschwacher Dackel. Selbst der Lotussitz war irgendwie verwelkt. Aber es gibt noch andere Kriterien: die Kriminalitätsrate, die Verkehrssituation, öffentliche Parks, Wanderwege, Clubs & Bars und einiges mehr. Auf Platz 2 liegt Canberra und auf Platz 3 Zürich. Eine EU-Studie in 83 Städten zur Lebensqualität aus dem Jahr 2023 sieht Graz auf dem 16. Platz. Wichtig: vor Wien, aber auch weit nach Zürich, das an der Spitze liegt. Hier geht es unter anderem um medizinische Versorgung, Öffis, leistbaren Wohnraum, Zugang zu Online-Services oder Luftgüte.
Ich fühle mich als Graz-Fan jedenfalls bestätigt. Vielleicht bekommen wir ja das Tschick-Problem auch noch in den Griff. Das Wort kommt übrigens von chique für Kautabak. Das ist nicht wirklich chic, aber auch französisch.
Mehr zum Thema Zigarettenstummel unter nachhaltig-in-graz * Die Aschenbecher to go kann man kostenlos bestellen unter abfallwirtschaft@stadt.graz.at